■ Der „Guardian“ schreibt auf Unterhaus-Briefpapier
: „Die Hure aus der Hölle“

Dublin (taz) – Er sei „die Hure aus der Hölle“, donnerte der Tory- Abgeordnete Roger Gale am Mittwoch abend im Unterhaus. Gemeint war Peter Preston, der Herausgeber des Guardian. Ein anderer konservativer Abgeordneter, David Wilshire, beschuldigte das Blatt der „kriminellen Verschwörung“. Die Zeitung hatte sich mit Hilfe von gefälschtem Unterhaus- Briefpapier eine Pariser Hotelrechnung des Tory-Staatssekretärs Jonathan Aitken besorgt. Aitken hatte im Ritz-Hotel auf Kosten des Eigentümers Mohamad al-Fayed gewohnt. Der Guardian hatte so getan, als ob Aitken selbst per Fax um eine Kopie der Rechnung bitten würde. Das Ritz faxte die Rechnung prompt an die angegebene Telefonnummer. Die gehörte jedoch dem Guardian, der die Bestechungsvorwürfe gegen verschiedene Tory-Abgeordnete recherchierte: Sie sollen von al-Fayed dafür bezahlt worden sein, im Unterhaus Fragen zu stellen, die al-Fayeds Konkurrenten um die Harrods-Übernahme schaden sollten. Das Unterhaus entschied am Mittwoch mit überwältigender Mehrheit, die Methoden des Guardian von einem Parlamentsausschuß untersuchen zu lassen. Verschiedene Labour-Abgeordnete wiesen jedoch darauf hin, daß die Regierung bereits seit sechs Monaten von dem gefälschten Fax weiß. Offenbar wollten die Tories diese Information benutzen, um die Zeitung von der Veröffentlichung der Korruptionsvorwürfe abzubringen, so vermuten die Labour-Abgeordneten. Ralf Sotscheck