Brasiliens Öko-Wiege wackelt

■ Im Sumpfgebiet Pantanal sollen Flüsse ausgebaut werden

Berlin (taz) – Die Wiege der Natur steht in Brasilien – und ist vom Umkippen bedroht. Das ist das Fazit einer Studie des World Wide Fund for Nature (WWF), die am Dienstag vom WWF-Aueninstitut in Rastatt veröffentlicht wurde. Wenn die Pläne der Interamerikanischen Entwicklungsbank durchgesetzt würden, sei das Sumpfgebiet Pantanal im Dreiländereck zwischen Brasilien, Bolivien und Paraguay akut bedroht – und damit die nach WWF-Angaben artenreichste Region auf der Erde.

Die Bank will mit Unterstützung der Regierungen der Anrainerstaaten die Flüsse Paraná und Paraguay auf einer Gesamtlänge von rund 3.400 Kilometern bis zur argentinischen Küste ausbauen. Besonders die Binnenländer Bolivien und Paraguay versprechen sich davon eine direkte Anbindung an die Warenströme der Welt.

Vorher jedoch müssen gigantische Erdmassen bewegt werden: Auf 670 Kilometern soll der Wasserlauf vertieft und verbreitert werden. Seine Begradigung soll am Ende 67 Kilometer Schiffahrtswege einsparen. Die Kosten für das Vorhaben liegen bei rund vier Milliarden US-Dollar, so schätzen WWF und lokale Nichtregierungsorganisationen.

„Für die Beförderung von lokalen Produkten ist ein solches Vorhaben nicht rentabel. Mit Sojabohnen und Holz wird das Kraut nicht fett“, warnen die Umweltschützer. In die Waagschale der Negativfolgen werfen sie dagegen die drohende Versteppung eines Feuchtgebietes von der Größe Bayerns, die Abnahme der Artenvielfalt und mögliche Überschwemmungskatastrophen wie in letzter Zeit am Mississippi. Sie wollen nun über die Europäische Union und über die Entwicklungsbank, an deren Grundkapital Deutschland beteiligt ist, Einfluß auf die bisherige Planung nehmen. Eva Rhode