Krücken für den Greenback

■ Überraschende Wende der US-Regierung: Statt Laisser-faire nun starke Interventionen zur Stützung des Dollarkurses / Dollar erholt sich, aber wohl nicht längerfristig / Japan leidet unter Yen-Höhenflug

Berlin/New York (taz/dpa) – Nachdem der US-Dollar den tiefsten Stand aller Zeiten gegenüber dem japanischen Yen erreicht hatte, hat sich die US-Notenbank, die Federal Reserve, zu einer Intervention entschlossen, zur ersten seit Monaten. Den ganzen Mittwoch über kaufte sie Dollars auf und drückte so den Kurs um gleich zwei Pfennig in die Höhe. Beim gestrigen Devisenhandel in Frankfurt schloß die US-Devise mit 1,5146 Mark. Von seinem Rekordtief gegenüber der japanischen Währung von 96,11 Yen erholte sich der Greenback am Mittwoch nur leicht auf 96,40 Yen. Spekulanten erlitten durch die unvermutete Kehrtwendung der US-Politik erhebliche Verluste.

Zwar erleichtert der billige Dollar den US-Amerikanern die Exportgeschäfte. US-Finanzminister Lloyd Bentsen schien nun aber doch kalte Füße zu bekommen. Eine allzu schwache US-Währung bedeutet, daß für Importwaren immer mehr Dollars hingeblättert werden müssen. Dadurch wiederum steigt der Inflationsdruck. Bentson warnte, daß Washington die Entwicklung in Kooperation mit den Industrieländern der G7 weiterhin genau beobachten werde. Darin sehen Währungsexperten einen Hinweis auf mögliche Hilfsaktionen der großen Notenbanken für den Dollar.

Die übrigen Zentralbanken übten sich in Zurückhaltung. Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer begrüßte die Stützungskäufe durch die Federal Reserve Bank (Fed), ließ es dabei aber bewenden. Nur die japanische Notenbank kauft dauernd Dollars, um diesem unter die Arme zu greifen. Durch den immer teurer werdenden Yen, so jammert die Regierung in Tokio schon lange, schaffe die extrem exportorientierte japanische Wirtschaft einfach nicht den Ausweg aus der Krise.

Nach Expertenmeinung wird der Dollar trotz der Interventionen weiter an Wert verlieren. Daß den Zentralbanken irgendwann die Puste ausgeht, wissen alle Spekulanten. Zwischen einer halben und einer Milliarde Dollar gab die Fed allein am Mittwoch für die Stützungen aus, schätzen Börsianer. Böse Zungen behaupten, die Stützungskäufe für den Dollar stünden allein in Zusammenhang mit den Mitte des Monats bevorstehenden Kongreßwahlen in den USA. Die demokratische Regierung möchte eben nicht mit einer schlappmachenden Währung in die Wahlen gehen. Wenn sich bis zum 15. November der Dollar durch die Stützung festigen läßt, können vielleicht drastische Zinsverteuerungen verhindert werden. Denn einen solchen Konjunkturdämpfer möchte die Besatzung im Weißen Haus gerade jetzt dem Wahlvolk nicht antun. lieb