Wie eine trächtige Kuh

■ Rehhagel vergeigt den Europapokal / Keine Schlacht nach dem Spiel

„Das war nicht mein Spiel“, sagte Michael Schulz nach dem Abpfiff. Da traf der Bremer Abwehrspieler so ziemlich die Meinung der 30.000 ZuschauerInnen, die sich am Donnerstag das 3:4-Werder-Debakel gegen Feyenoord Rotterdam angetan haben – sofern sie AnhängerInnen der Bremer waren (vgl. S. 19). Schulzens Gegenspieler Taument ist ein schneller, wendiger, trickreicher Mann. Das wußte man schon vom Hinspiel. Schulz dagegen: steif und ein Antritt wie eine trächtige Kuh. Auch schon länger bekannt. Taument konnte spielen, als ob gar kein Gegenspieler dawäre. Denn hinter Schulz stand der noch langsamere Überraschungslibero Frank Neubarth. Nur: Otto Rehhagel ließ seinen Schulz über volle 90 Minuten alt aussehen.

Es waren vor allem taktische Fehler, die Werder die nächste Runde im Europapokal gekostet haben. Gegen einen pfeilschnellen holländischen Angriff die denkbar lahmste Abwehr zu stellen, das war tödlich. So waren die beiden Gegentreffer nach dem schnellen Führungstor von Wladimir Bestchastnich nur folgerichtig. Von alldem wollte Rehhagel nichts wissen. „Ich mache hier doch keine taktische Nachbetrachtung“, sagte er in der Pressekonferenz. Noch Fragen? Keine.

Noch eine Stunde nach dem Abpfiff konnten die Feyenoord-Fans im Stadion feiern. Sie mußten, weil sie nicht früher rausgelassen wurden. Draußen warteten deutsche Krawallbrüder. Die mußten erst von der Polizei eingefangen werden. Rund 100 Festnahmen gab es am Busparkplatz. Zuvor waren 500 Holländerschon wieder nach Hause geschickt worden. Größere Schäden blieben aus, die befürchtete Schlacht fand nicht statt. J.G.