„Keine weibliche Technik“

■ „Brauchen wir mehr Ingenieurinnen?“, fragt ein Symposium der Hochschule Bremen

„Technik ist etwas Faszinierendes, da kann man sich reinsteigern und die Folgen aus dem Blick verlieren. Das geht Frauen genauso wie Männern“. Das ist die Meinung von Diplom-Ingenieurin Barbara Schmücking. Birgit Kück-Wutzke, die bei der DASA Raumfahrttechnik Bremen als Ingenieurin beschäftigt ist, sieht es ähnlich: „Es gibt zwar Frauen mit einem ganzheitlichen Ansatz, aber mindestens ebenso viele, die die gleiche Herangehensweise wie Männer haben. Die Technik, die Männer und Frauen entwickeln, bleibt die gleiche“.

Mit dieser überraschenden Einschätzung antwortete das Podium auf die Frage: „Würden Frauen eine friedlichere Technik machen, als Männer?“. Eingeladen zu dieser Diskussion am Mittwoch abend hatte die Wissenschaftliche Einheit Frauenstudien und Frauenforschung der Hochschule Bremen im Rahmen des Symposiums „Brauchen wir mehr Ingenieurinnen?“. Gekommen waren 24 Interessierte, darunter vier Männer, um zu erfahren, wie die Situation von Frauen in Ingenieurberufen aussieht.

Frauen sind immer noch für das soziale Klima im Betrieb zuständig, bestätigten alle PodiumsteilnehmerInnen. Martin Bärwald, Niederlassungsleiter der Hochtief AG Bremen, schätzt z.B. an weiblichen Bauleitern Qualitäten, „die ein Mann gar nicht haben kann: es herrscht ein anderer Arbeitston, Frauen haben oft eine bessere Position gegenüber Bauherren oder Subunternehmern“. Es sei schon vorgekommen, daß er von einem Bauherren gebeten wurde, einen männlichen Bauleiter einzusetzen: „Gegenüber der Frau mußte der Bauherr viel ehrlicher sein“.

Birgit Kück-Wutzke hat bisher nur positive Erfahrungen gemacht: „In meinem ersten Betrieb war ich die erste Ingenieurin und damit ein Kuriosum. Aber das hatte auch Vorteile: alle wußten, wer ich war, ich hatte leicht Zugang zu allen KollegInnen und nie das Gefühl, daß ich die Arbeit nicht machen kann“. Die Situation bei der DASA: „Da arbeiten 562 Ingenieure, 14 davon sind Frauen, mittlerweile kenne ich die alle“. Es gibt aber auch andere Erfahrungen: „In Berufungsverfahren werden Frauen mit den haarsträubendsten Argumenten abgelehnt“, berichtet die Bielefelder Elektro-Technik-Professorin, Sabine Crusius, aus ihrer Praxis in Hochschul-Gremien.

Die Zahlen sind eindeutig: der Frauenanteil der Studierenden in technischen Fächern liegt z.B. an der Hochschule Bremen unter fünf Prozent. In den technischen Fachbereichen gibt es dort keine einzige hauptberufliche Professorin. Im Fachbereich Sozialwesen lehren dagegen vier, im Fachbereich Wirtschaft gar fünf Professorinnen.

Fast zwingend stellte sich also bei der Podiumsdiskussion die Frage, wie diese Situation für Frauen verbessert werden kann. Die Moderatorin der Diskussion, Professor Renate Meyer-Braun, wollte wissen, ob reine Mädchen-Klassen bzw. -Schulen oder auch Frauen-Universitäten nach US-amerikanischen Vorbild eine Lösung sein können. Klare Meinung des Podiums: reine Frauen-Universitäten wären in Deutschland nicht durchsetzbar. Ihnen würde das wissenschaftliche Niveau abgesprochen, ihre Abschlüsse würden nicht anerkannt.

Und das, obwohl alle Frauen des Podiums aus Mädchen-Schulen kamen oder den polytechnischen Unterricht der ehemaligen DDR erlebt hatten. Sie forderten stattdessen, Mädchen und Jungen sehr früh mit Technik vertraut zu machen – bevor das geschlechtsspezifische Rollendenken und -verhalten verinnerlicht ist. Elke Gundel