■ "hessenWIND" und Solvis setzen auf Anleger mit grüner Gesinnung
: Der Verlust wird garantiert

Geldanlagen in gesellschaftlicher Verantwortung sind im Aufschwung – und das läßt innovative Gesellschaften hoffen. In Hessen etwa freuen sich rund 300 Kleininvestoren, wenn der Sturm so richtig heult. Denn sie haben sich mit einem Kommanditanteil von mindestens 5.000 Mark an der hessenWIND GmbH & Co. KG beteiligt. Diese errichtet Windkraftanlagen im Land der Atomstreitigkeiten, genauer: Sie stellt das Geld dafür zur Verfügung. Sämtliche Arbeiten werden von der landeseigenen Gesellschaft „hessenENERGIE GmbH“ geplant und in Auftrag gegeben – die für private Investoren offene Beteiligungsgesellschaft hat nicht einmal eigenes Personal.

Das ermöglicht die Konstruktion mit dem modemachenden Kürzel: GmbH & Co. KG, das ist die Kombination der seit Jahren arbeitenden landeseigenen GmbH als persönlich haftender Gesellschafterin mit den privaten Anlegern, die stets nur in Höhe ihrer Einlage haften. Die sogenannte Komplementärin und die Eigner der Kommanditanteile bilden zusammen die Kommanditgesellschaft. Das Risiko bei kleinen Investitionen ist also weit geringer als bei einer regulären Beteiligung: Dennoch kann die Summe, die auf diese Weise zusammenkommt, enorm sein und Investitionen ermöglichen, zu denen die beteiligte GmbH allein niemals in der Lage gewesen wäre.

Die Mitglieder des selbstverwalteten Betriebs Solvis Energiesysteme in Braunschweig wollen zum Beispiel keine weiteren persönlichen Kredite aufnehmen. Dennoch wollen sie noch mehr in die Herstellung und den Vertrieb ihrer Solaranlagen investieren, mit denen vor allem Brauchwasser durch Sonnenenergie umweltfreundlich beheizt wird. Um die bereits jetzt gute Marktsituation auszubauen, fungiert die zu diesem Zweck in Solvis Solarsysteme umbenannte GmbH als Komplementärin der neuen Solvis Energiesysteme GmbH & Co. KG, an der sich private Anleger beteiligen können.

Auf diese Weise sollen dem Kollektiv bis Ende nächsten Jahres zusätzlich vier Millionen Mark zur Verfügung stehen. Der gute Zweck steht bei dieser Form der Geldanlage nach Firmenangaben eindeutig im Vordergrund: Solvis bezeichnet die Beteiligung in Braunschweig als „ein Angebot für alle, die jetzt etwas tun wollen, damit es unserer Umwelt bessergeht“ – vom Konto, dem es bessergehen soll, ist keine Rede.

Auch die Hessen werben vor allem mit der „Gewißheit, sich für eine ökologisch sinnvolle Energieform einzusetzen“. Bezogen auf den Gewinn, der sonst alleiniges Ziel einer Geldanlage ist, spricht man bei hessenWIND lediglich von „einem auskömmlichen Kapitalrückfluß“. In Zahlen: „Bezogen auf einen Kommanditanteil von 5.000 Mark, übersteigt die Summe der voraussichtlichen Jahresüberschüsse bis zum 15. Jahr die aufgelaufenen Verluste der ersten Jahre um insgesamt rund 700 Mark“, so die Ankündigung aus Wiesbaden – diese Gewinne schlägt selbst jedes Sparbuch um ein Mehrfaches.

Wilfried Blume von Solvis rechnet innerhalb der ersten fünf Jahre mit einer durchschnittlichen Rendite von knapp unter zwei Prozent. Dieser mäßige Schnitt ergebe sich allerdings durch die anfänglichen Verluste; schon im fünften Jahr sollen den Anlegern gut 13 Prozent ihrer Einlage ausgezahlt werden können. Blume: „Erst nach ein paar Jahren wird das wirklich interessant, aber Geldanlagen sind ja schließlich eine langfristige Sache.“

Ungeliebt sind aber auch die Verluste der ersten Jahre nicht: Denn die Anleger können diese von ihrer persönlichen Steuerschuld abrechnen. Sechzig Prozent Verlust werden den Solvis-Anlegern nach Blumes Angaben für dieses Jahr voraussichtlich zugerechnet, bei einem 5.000-Mark- Anteil also 3.000 Mark. Diese können vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden, was die jährlichen Steuern immerhin um einige hundert Mark senken hilft. Christian Arns