Der Süllberg ist „kein unantastbares Heiligtum“

■ Altonas Grüne und SPD wollen Wohnbebauung trotz der Proteste durchsetzen

Für die einen ist es eines der wichtigsten Hamburger Wahrzeichen, für die anderen „wahrhaftig kein unantastbares Heiligtum“: Der Süllberg in Blankenese. Seit nunmehr drei Jahren erregen sich die Gemüter (vorwiegend der AnwohnerInnen) über die geplante Bebauung des idyllischen Elbbergs. Nun naht die Entscheidung über das künftige Gesicht des Ausflugsziels, dementsprechend mehrt sich auch die Zahl der Protestschreiben und -aktionen.

Zum Ortstermin luden gestern die Bürgerschaftsfraktion der Statt Partei und die örtliche Bürgerinitiative – die Politiker zur Meinungsbildung, die Anwohner, um Meinung zu bilden. Ihr Anliegen: Jenen frevelhaften Plänen für eine Bebauung mit Wohnungen den Garaus zu machen.

Dabei ist das Schlimmste schon abgewendet: Als der Investor Roland Ernst das Grundstück 1991 für rund 16 Millionen Mark erstand, plante er noch Gigantisches. Statt des Ausflugsrestaurants, das inzwischen dichtgemacht hat, sollten ein Hotel und ein Tagungszentrum auf dem Süllbeg entstehen. Die Anwohner sahen das Ende ihres luxuriösen Friedens nahen und liefen Sturm. Mit Erfolg: Denn heute backt der Investor kleinere Brötchen. Nunmehr will er das alte Restaurant teilweise erhalten und rundherum acht Wohnblocks hochziehen lassen.

Aber auch das ist ein Affront für die Anwohner: „Hier soll eine Oase und eins der wichtigsten Ausflusgziele ganz Hamburgs zerstört werden“, beklagt die Sprecherin der Initiative, Monika Lühmann. Konsens ihrer Initiative sei, daß das alte Restaurant samt Remise erhalten bleiben und die massive Wohnbebauung verhindert werden müsse.

Statt Partei-Fraktionschef Markus Wegner gab sich dementsprechend bürgernah. „Dieser historische Stadtteil scheint mir durch die Baupläne in ernster Gefahr, wir müssen das mit Experten gründlich beraten“, so seine Ankündigung.

Das aber ist überflüssig. Noch in diesem Jahr, so erklärte der Fraktionschef der Altonaer Grünen, Olaf Wuttke, gestern der taz , werde die endgültige Entscheidung über den Süllberg in der Bezirksversammlung fallen. Und zwar zugunsten der Wohnbebauung – allerdings in abgespeckter Form. „Wir werden mit der SPD über eine Reduzierung der Geschoßhöhe sprechen“. Laut Wuttke ist dies auch im Sinne der Sozialdemokraten. Eventuell werde man auch die alte Remise retten können, unter Verzicht auf einen Wohnblock könnten dann dort Wohnungen untergebracht werden. Auf jeden Fall stehe für die Mehrheit im Bezirksparlament fest, daß der Süllberg kein Heiligtum sei, das nicht bebaut werden darf. sako