„Verehrt – verfolgt – vergessen“
: Die gemordeten Lieblinge

■ Das Theater auf den verwehten Spuren jüdischer Schauspieler

„Es kommen noch mehr Schauspieler dran“, kommentierte Goebbels 1943 die Hinrichtung von Robert Dorsay. Bis zu diesem Jahr war der 1904 in Bremen geborene Kabarettist und Sänger einer der beliebtesten Schauspieler. Man nannte Dorsay, der mit Paul Hörbiger, Luis Trenker, Marika Rökk, Zarah Leander und anderen spielte, den „tanzenden Komiker“ Deutschlands. 1943 wurde er beim Erzählen von Wehrmachtswitzen belauscht. Die anschließende Beschlagnahme des an einen Freund gerichteten Briefes brachte ihm den Vorwurf der „Wehrkraftzersetzung“ ein. Am 29.10.43 wurde er von den Nazis ermordet.

Robert Dorsay ist einer von Vielen, wie die Ausstellung „Schauspieler als Naziopfer“ zeigt, die derzeit im Theater am Goetheplatz zu sehen ist. Fünfzig Lebensläufe zeichnete Ulrich Liebe, Organsisator der mittlerweile weitgereisten Ausstellung, in seinem Buch „Verehrt, verfolgt, vergessen“ nach: „Diese fast fünfzig Schauspieler, die zu Opfern wurden, hat seinerzeit“, rekonstruiert Liebe, „fast jeder gekannt. Dann konnte das Publikum verfolgen, wie sie von Bühne und Leinwand verschwanden. Hauptsächlich Juden, aber auch Freidenker und Kommunisten, Widerstandskämpfer und Homosexuelle. Nach 1945 wollte man sich dieser Opfer kaum erinnern, die gemordeten Publikumslieblinge wurden vergessen.“

Wer ließ zu, daß sie umgebracht wurden? Die Entnazifizierungsaktion, bemerkte Liebe bei der Eröffnung der Ausstellung nicht ohne Zynismus, belege, daß es sich dabei wesentlich um „Mitläufer“ handelte.

Auch Klaus Pierwoß, Generalintendant des Bremer Theaters, nahm diese Frage auf: „Es geht nicht nur um die Biographien der Schauspieler, sondern auch um die Verhaltensweisen der anderen: Was haben die getan, die nicht Opfer, aber Kollegen waren?“

Die Ausstellung ist eingebunden in eine ganze Reihe von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen, die vom Theater in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Herbert Ihering Gesellschaft organsisiert wurden. Vielleicht helfen sie, das, wie die Geschichte lehrt, nicht immer unproblematische Verhältnis von Politik und Kultur ein wichtiges Stück weit zu erhellen . dah