Sanssouci
: Vorschlag

■ Das Grips-Theater im Steglitzer Schloßpark-Theater

Können Sie über Monty Python lachen? Oder gehören Sie zu dem Personenkreis, der englischen Humor für die Mutter aller Geschmacklosigkeiten hält? Falls letzteres der Fall sein sollte, bleiben Sie in der Vorweihnachtszeit lieber zu Hause bei Ihrem Adventskranz und gehen Sie nicht ins Schloßpark-Theater, wo das durch den Umbau des eigenen Hauses nach Steglitz verschlagene Grips-Theater „die faszinierende Welt der Bibel oder: Das wahre Leben von Jesus Christus in neunzig Minuten“ verspricht. Das 25 Jahre alte Kinder- und Jugendtheater bemüht seine English connection für den hauseigenen Abendspielplan und schickt ein eingespieltes Team ans Werk: Regisseur Rod Lewis inszenierte bereits 1987 Patrick Barlows „Der Messias“, der subversiv die Weihnachtsgeschichte erzählte. Mit Barlows Nachfolgestück „Wahrlich ich sage euch...“ geht's in diesem Winter ums Ganze, und zwar um alle vier Evangelien. Und die sollen – Theater im Theater – vom Ensemble des Theodor Stolze-Stadermann, bestehend aus Theo selbst und einem gewissen Bernhard, „in klaren, einfachen Bildern“ vermittelt werden.

Theo ist der Chef, und Bernhard hat zu spuren – auch wenn Bernhard anfangs in Nebel und Wagner-Klänge eingehüllt, auf einer Wolke thronend, den lieben Gott spielen und Theo als göttlichen Funken auf die Erde schicken darf. Die beiden sehen eher aus wie zerknitterte, drittklassige Versicherungsvertreter, und man fragt sich noch, was sie einem wohl verkaufen wollen, da haben sie die Geschichte und damit Jesus höchstpersönlich schon auf den dornigen Weg gebracht. Die Episoden mit Jüngern, Engeln, Maria und diversen Wundern sind allerdings zur Genüge aus dem Konfirmandenunterricht und ähnlichem bekannt, und was so pfiffig begann, schleppt sich bald etwas müde von Pointe zu Pointe. Gott, Theo und Bernhard sei Dank verwandelt sich aber kurz vor der Pause das ganze Schloßpark-Theater in eine römische Galeere, und pathetisch dröhnt die Filmmusik aus „Ben Hur“. Versklavte Zuschauer müssen kräftig rudern, angeheizt von lauten Flüchen aus den als römische Touristen engagierten hinteren Reihen. „Los beweg dich, mazedonischer Drecksack“ schallt es lauthals, und unter aufopferungsvoller Mitarbeit des gesamten Publikums kommt der Theater-Kahn wieder in Fahrt. Nach der Pause spitzt sich der Konflikt zwischen dem eitlen Theaterprinzipal Theo und seinem Ein-Mann-Ensemble Bernhard, den er immer wieder übers Ohr haut, bedrohlich zu. Es kommt zum Streik auf offener Bühne!

In der deutschen Erstaufführung des „Grips“ trifft der Vollblutkomödiant Axel Prahl auf einen kabarettistisch agierenden Jakob Klaffke. Der Abend hätte zwar um einiges unverschämter und schneller sein können. Trotzdem, Freunde des englischen Humors werden ihren Spaß haben. Regina Weidele

„Wahrlich ich sage euch...“ am 16./17./18./19.11., jeweils um 19.30, Schloßpark-Theater, Schloßstraße 48, Steglitz.