Wal wird entschärft

■ Pottwal ist akut explosionsgefährdet

Norddeich Ungewöhnliche Probleme bereitet der am Freitag vor der Nordseeinsel Baltrum gestrandete und verendete Wal den Behörden. Der inzwischen von Zoologen als Pottwal identifizierte und am Wochenende nach Norddeich geschleppte 39 Tonnen schwere Koloß droht zu explodieren. Aus Sicherheitsgründen müsse der Wal entgast werden, teilten Experten am Montag in Norddeich mit. Faulgase in den Hohlräumen des Kadavers bedeuteten nach Erfahrungen in vergleichbaren Fällen Explosionsgefahr. „Aus dem Maul stinkt er schon stark“, sagte ein Behördensprecher am Montag.

Die Gasbildung in den Gedärmen hatte am Sonnabend die Bergung des Meeressäugers erleichert. Der zunächst auf einer Sandbank festliegende Wal schwamm auf und driftete zwischen den Inseln Baltrum und Norderney in Richtung Küste. Der Rettungskreuzer „Otto Schülke“ nahm ihn „auf den Haken“ und schleppte den Wal in den Hafen von Norddeich. Dort wurde er von einem Autokran auf die Pier gehievt. Tausende von Schaulustigen bestaunten am Wochenende den Koloß.

Inzwischen wird nach Wegen gesucht, den Kadaver ordnungsgemäß zu „entsorgen“. Als weltweit bedrohte Art fällt der Pottwal unter das Washingtoner Artenschutzabkommen, teilte ein Sprecher der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven mit. Das schließe eine Verwertung als Nahrungs- oder Futtermittel aus. Möglicherweise findet er seine letzte Ruhestätte im Staatlichen Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Oldenburg. Das Museum hat nach einer Vereinbarung mit den Naturschutzbehörden das „Erstrecht“ an dem Exoten für Forschungszwecke. Gegenwärtig wird im Oldenburger Museum eine Ausstellung über Wale in der Nordsee gezeigt.

Kritik aus den Reihen von Naturschützern, die Behörden hätten zu schleppend reagiert und damit Chancen zur Rettung des Wals vertan, wies die Wilhelmshavener Nationalparkverwaltung am Montag zurück. Fischer hätten nach der Entdeckung vergeblich versucht, das verletzte Tier wieder in die offene See zu dirigieren. Die Anbringung von Schleppleinen sei jedoch gescheitert. Eine Annäherung an den Verletzten sei lebensgefährlich gewesen. Der Wal habe in seinem Todeskampf mit dem Schwanz wild um sich geschlagen. dpa