Schau mir in das Video, Kleines!

■ PreisträgerInnen des Bremer Videokunst Förderpreises im Neuen Museum Weserburg

Veni, vidi, video - das gilt für Andreas Körnick, dem am Sonntag im Neuen Museum Weserburg der Bremer Videokunst Förderpreis 1994 verliehen wurde. „Die scheinheiligen Dichter“ nannte er sein Werk, das ihm 10.000 Mark einbrachte, noch bevor es realisiert wurde. Der Bremer Videokunst Förderpreis ist bundesweit der einzige, der als Projektförderung verliehen wird. Die Auszeichnung, vergeben vom Bremer Filmbüro, Radio, der Gedok, Bremischen Landesmedienanstalt und der Kultursenatorin, gilt folglich allein Idee und Konzept.

Andreas Körnick läßt ein aus 47 Worten bestehendes Hölderlin-Gedicht von 47 SprecherInnen in jeweils unterschiedlichen Geräuschkulissen rezitieren. Die immer neuen Verbindungen zwischen Wort, Bild und Geräusch lassen ein –Archiv' von 1400 Bild-Ton-Sequenzen entstehen. Wulf Herzogenrath, Leiter der Kunsthalle Bremen, in seiner Laudatio: „Das Verfahren läßt eine für das Medien-Verhalten der Betrachter aufschlußreiche, interaktive Video-Arbeit erwarten.“

Gleichzeitig zu dem bundesweit ausgeschriebenen wird ein mit 4000 Mark dotierter Preis vergeben, der allein Bremer VideokünstlerInnen vorbehalten ist. Den erhielt in diesem Jahr Andreas Schimanski für seinen „Virtuellen Spiegel“, der ins Labyrint der wahren Abbildungen verführt: Man tritt vor eine teilverspiegelte Milchglasscheibe, auf die von der anderen Seite das „zeitenwahre“ Abbild projeziert wird. Was ist Aufzeichnung, was Spiegelung?

Am besten verläßt man sich auf die Augen, sagte sich Annebarbe Kau und gewann den Bremer Videokunstpreis 93. Ihre Video-Installation „Kinoki“ zeigt Begegnungen mit Augen, die an-, die wegschauen, die ein Eigenleben führen. Annebarbe Kau eröffnet so einen „Raum, gefüllt mit Augen, der nicht in einem Augenblick erfaßt werden kann.“

Um mehr als den geht es auch Jürgen Drews, dem Vorjahressieger des Preises für Bremer KünstlerInnen: „Zeit-Television“ ist ein projektiertes Videomagazin, eingebettet in das Gedok-Projekt „Die eigene Dauer der Jahre“. Hierbei sind KünstlerInnen aufgefordert, über eine Dauer von zehn Jahren Zeit zu virtualisieren. „Zeit-Television“ dient der Vernetzung der Künstlerinnen und dokumentiert einen Ausschnitt des Projektes.

Vom 1.-18.11. sind die Arbeiten der VorjahressiegerInnen im Weserburg-Museum zu sehen. Damit erhält die soeben zu Ende gegangene Ausstellung „6.Marler Videokunstpreis“ eine würdige Nachfolge. Übrigens: Ein Besuch dieser Ausstellung ist weder eine Frage der Zeit, noch eine Sache des Augenblicks .

Dora Hartmann