„Oberstufe muß genauso sparen wie die Kleinen“

■ Bildungssenator Scherf zu Schülerprotesten: Heutiges Kursangebot nicht finanzierbar

Viel Lärm um wenig – Das war gestern die Meinung von Bildungssenator Henning Scherf zum Protest von etwa 1.500 SchülerInnen gegen ein Sparpapier aus dem Bildungsressort. Die internen Überlegungen zur Einsparung bestimmter Kurse in der Oberstufe (siehe taz vom 8.11.) waren von den empörten SchülerInnen als „Anschlag auf das Bremer Bildungswesen“ und Weg „zurück ins Mittelalter“ kritisiert worden. „Die Schüler sind von ihren Lehrern über diesen Punkt nicht richtig aufgeklärt worden“, meinte dagegen Scherf. „Das Papier hat einen möglichen Rahmen aufgezeigt, aber einen solchen Beschluß hat es nicht gegeben, sondern wir stehen am Anfang einer Diskussion um diese Fragen.“

Scherf machte aber auch deutlich, daß er an seinen Plänen festhält, 50 LehrerInnenstellen in der Oberstufe zu streichen und auf Grundschule und SEK-I-Bereich zu verteilen. „Wir liegen bundesweit an zweiter Stelle bei der Lehrerausstattung in der Oberstufe. Wir haben 10,2 Schüler auf einen Lehrer, Bundesdurchschnitt ist 11 Schüler pro Lehrer.“ Bremen mit seiner akuten Finanzkrise müsse sich in den nächsten 5 bis sechs Jahren an den Bundesdurchschnitt angleichen. Der allerdings könne sich durchaus noch senken, wenn die anderen Länder in der Schule weiterhin so an der Stellenschraube drehten. Zu deutsch: Die Umverteilung von Bremer Lehrkräften von oben nach unten kann durchaus noch weiter gehen. Denn bis zum Frühjahr will die Behörde einen Plan erarbeiten, wie die Stellen zum Schuljahresbeginn 1995/96 verteilt werden sollen. „Wir können dabei den Spardruck nicht nur auf die Kleinen in der Grundschule und SEK I weitergeben“, meinte Scherf. „Damit es fair bleibt, muß es die Oberstufe mindestens genauso treffen.“

Bundesweit tritt Bremen im Rahmen der Kultusministerkonferenz mit eigenen Reformvorschlägen für die gymnasiale Oberstufe auf: Gefordert werden mehr fächerübergreifendes und handlungsorientiertes Lernen, längere Praktika, stabilere Lerngruppen und die Übernahme sozialer Verantwortung. In Bremen, so Scherf, läuft die „Sparschiene“: Es stehe eine Diskussion darüber an, welche Schule welche Schwerpunkte setzen wolle und welche Kurse dann bei ihr angeboten würden. Schließlich habe die Bildungsdeputation beschlossen, keine Kurse mit weniger als zehn SchülerInnen mehr zu bilden. „Und wenn sich an einer Schule nicht genügend Schüler für einen Französisch-Leistungskurs finden, dann kann man das doch mit der Nachbarschule zusammen machen“, meinte der Senator. Das sei schließlich ein Vorteil der Stadtstaaten, die das Kursangebot in der Oberstufe in den vergangenen fetten Jahren weit ausgedehnt hätten. Jetzt allerdings müsse das teilweise zurückgenommen werden: „Man kann nicht davon ausgehen, daß wir das gegenwärtige Kurssystem weiter finanzieren können.“ bpo