■ Press-Schlag
: „Dürre Beweise“

Routinierte Spesenritter würden lachen. Doch für das Frankfurter Fan-Projekt e.V. geht es um die Existenz, seit ein Münchner Nachrichtenmagazin dem Verein Betrug mit Fördermitteln vorgeworfen hat. Das Magazin bezog sich auf einen Bericht des hessischen Rechnungshofes vom vergangenen August. Der ergab, daß für das Jahr 1992 der Verdacht auf Veruntreuung von Fördergeldern durch frisierte Spesenabrechnungen, unlautere Mittelbeschaffung und auf Betrug bestünde (s. taz vom 7.11.).

Ein Verdacht, wohlgemerkt. Auf 20.000, vielleicht 30.000 Mark wird die angeblich veruntreute Summe geschätzt. Der Rechnungshof schlußfolgert daraus, daß die Forderung eingestellt und Rückforderungen erhoben werden müßten. Der Vorsitzende des Vereins, der grüne Stadtverordnete Helmut Ulshöfer, wollte einige Unregelmäßigkeiten zwar nicht ausschließen, im übrigen aber hält er die Vorwürfe für „ziemlich dürr“. Doch seit das Ergebnis des Rechnungshofes durchsickerte, haben das Land Hessen und die Stadt Frankfurt nur einen Teil ihrer Zuschüsse überwiesen. Deshalb mußten die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter zum 2. November entlassen werden. Allerdings ohne die üblichen Fristen einzuhalten, so daß die Kündigungen wieder rückgängig gemacht wurden.

Das Frankfurter Fan-Projekt besteht seit 1991. In dieser Zeit hat es sich sowohl unter Fans als auch beim Verein Eintracht Frankfurt viel Respekt erworben. „Was das Fan-Projekt auf dem Gebiet der Konfliktvermeidung geleistet hat“, sagt etwa Eintracht-Geschäftsführer Detlev Romeiko, „ist lange Zeit grob unterschätzt worden.“ Gerade der Arbeit der dort angestellten Sozialarbeiter ist es zu verdanken, daß in Frankfurt die Gewalteskalation sogar abgebaut wurde. 1993 standen dem Fan-Projekt 378.000 Mark zur Verfügung. Eine Streichung der Mittel würde das sofortige Ende der Arbeit bedeuten.

Nun ist natürlich Betrug Betrug, egal wie lauter die Absicht sein mag. Doch genau diese Vorwürfe weist Vorsitzender Ulshöfer nach eingehender Prüfung der Unterlagen als „unbegründet“ zurück und stellt sich vor die Mitarbeiter. Intern werden lediglich Abrechnungsfehler aus der „Gründungszeit“ eingeräumt, die jedoch schon 1993 selbst abgestellt worden seien. Während das hessische Innenministerium zunächst für eine weitere Förderung einen personellen Neuanfang zur Bedingung machte, sah schon die Sportdezernentin Sylvia Schenk dafür keinen Anlaß mehr.

Unabhängig vom Ergebnis, zum dem das rot-grüne Innenministerium in Wiesbaden kommen wird, stellt sich Ulshöfer eine Frage: „Warum schießt der Rechnungshof (dessen Chef Udo Müller, ein CDU-Mann, ist; Anm. d. Autors) so massiv gegen unsere anerkannt gute Arbeit? Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt.“ Matthias Kittmann