„Die PDS wird hochgeredet“

■ Stellvertretender Juso-Chef kritisiert „Integrationskurs“

Bonn (taz) – Auch die Führungsspitze der Jungsozialisten (Jusos) streitet nun offen über das Verhältnis zur PDS. Der stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Christian Lange kritisierte den „Integrationskurs“ seines Bundesvorsitzenden Thomas Westphal gegenüber der PDS. Lange warf Westphal und Mitgliedern des linken „Frankfurter Kreises“ innerhalb der SPD vor, die SED-Nachfolgepartei „hochzureden“. Der „linke, sozialistische Jugendverband der Jusos“ habe ein dringendes Interesse daran, sich eindeutig von der PDS abzugrenzen, sagte Lange: „Für uns ist die Klärung des Verhältnisses zur PDS auf längere Sicht eine Existenzfrage.“

Die Oppositionspolitik der PDS und ihr Verbalradikalismus beeindrucken nach Beobachtung Langes auch Sozialdemokraten. Von führenden Jusos werde die PDS „idealisiert“, warnte er: „Ähnlich wie vor Jahren die Grünen werden nun die PDS-Politiker von einigen unseren Leuten sogar als die besseren, konsequenteren Sozialdemokraten angesehen.“

Die Jusos müssen nach Ansicht Langes verhindern, daß sich neben der SPD dauerhaft eine politische Kraft mit dem Anspruch „linker“ Politik etabliert, und dürfen sich nicht „Träumen von einem falschen linken Bündnis“ hingeben. In Berlin gebe es eine „offene Kooperation“ von Jungsozialisten mit der PDS, andere Juso-Bezirke im Westen würden eine „unklare Haltung“ gegenüber der PDS einnehmen.

Die Linke in der SPD warnte Lange davor, im Westen die PDS durch Debatten über eine mögliche Zusammenarbeit „hochzureden“. Die PDS sei eine Regionalpartei, die von ihren Mitglieder- und Wählerzahlen im Westen zu vernachlässigen sei.

Statt über die PDS zu diskutieren, solle der linke Flügel der SPD eigene Themen anbieten und diese mehrheitsfähig machen. Mit einem klaren Rechtsstaatsprofil sowie mit Lösungsangeboten zur ökologischen Arbeitsmarktpolitik und zur Europapolitik lasse sich ein Reformklima fördern, sagte Lange. Hans Monath