Fiebrige Fichten

■ Waldschadensbericht 94: Keine Entwarnung

Der Bremer Wald wird immer kränker: „Die diesjährige Untersuchung hat ergeben, daß sich der Gesundheitszustand der Waldbäume gegenüber dem Vorjahr eindeutig verschlechtert hat“, lautet die Zusammenfassung des Waldschadensberichts 1994, den die Umweltbehörde diese Woche der Deputation vorlegte. Demnach geht es vor allem den Bremer Fichten schlecht, während sich die Buchen noch am besten halten. Auf dem Papier allerdings leben die totgesagten Bäume länger: Neueste taz-interne Berechnungen mit einem supergenauen Hochleistungs-Taschenrechner haben ergeben, daß eine Statistik des Bundesforstministeriums lügt: Statt der dort für Bremen aufgeführten „0,0 Prozent“ sind stolze 1,254 Prozent des Bremischen Bodens mit Bäumen bedeckt.

Dreckig geht es vor allem den Fichten: Nur noch 17 Prozent sind ohne Schäden, 56 Prozent gehören in die höchsten Schadensklassen. Die „vitalste Baumart“ ist laut Schadensbericht die Buche: Fast 80 Prozent der Bäume sind noch ohne Schäden, auch bei der Kiefer sind noch 66 Prozent gesund. Die Eiche zeigt einen Anteil von 57 Prozent „ohne sichtbare Schäden“ und 11 Prozent deutlich kranker Bäume. Insgesamt haben 52 % der Bäume keine Schadsymptome, 25 % sind leicht, 16 % mittelschwer und 4 % schwer geschädigt.

Der trockene heiße Sommer hat den Nadelbäumen kaum geschadet, wohl aber den Laubbäumen: Diese sahen sich zu einer „zeitigen Reduzierung ihrer Assimilationsorgane veranlaßt“, zu deutsch: sie ließen früher die Blätter fallen.

„Aus der Sicht der Waldschadens- und Waldökosystemforschung gibt es noch keine Entwarnung“, heißt es weiter. Immer noch belasten Schwefeldioxid, Stickstoffoxid, Ammoniak und Ozon die Bäume direkt, während der saure Boden den Wurzeln das Leben versauert. Umweltsenator Fücks warnte dann auch davor, sich an „das Waldsterben wie an das Regenwetter zu gewöhnen. Die Vergiftung unserer Wälder durch Schadstoffe aus Verkehr und Industrie ist schon fast abgehakt. Wir werden bei der nächsten Debatte über Verkehrspolitik daran erinnern.“

Erinnert werden sollte das Bonner Forstministerium an die Grundrechenarten: Bei der „Bundeswaldinventur“ sei für Bremen wohl ein Wert unter 0,1 Prozent ausgefallen, heißt es. Weit gefehlt! rufen da die Bremer WaldhüterInnen: Insgesamt 507 Hektar Forst gebe es, vor allem in Bremen-Nord und Bremerhaven: Das macht bei einer Gesamtfläche des Bundeslandes Bremen von 40.426 Hektar stolze 1,2 Prozent. bpo