Mandat für den Frieden

■ Klarer Vorsprung für Sri Lankas Präsidentin Chandrika Kumaratunga

Colombo (taz) – Premierministerin Chandrika Kumaratunga hat die Präsidentschaftswahl in Sri Lanka überlegen gewonnen. Drei Monate nach ihrem Parlamentssieg errang die Kandidatin der „People's Alliance“ 62 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber 36 Prozent für ihre Gegnerin Srima Dissanayake. Die Wahlbeteiligung betrug rund 70 Prozent.

Erste Analysen zeigen, daß die Siegerin in 20 von 21 Wahldistrikten eine Mehrheit errang und damit sowohl bei der singhalesischen Mehrheit wie unter den Minderheiten komfortable Gewinne buchen konnte.

Ihr Vorsprung ist aber entlang der Ostküste, mit einer starken Bevölkerungskonzentration von Tamilen und Muslimen, besonders ausgeprägt. Diese Region hatte vor allem unter dem Bürgerkrieg zu leiden. In den von den Rebellen beherrschten Gebieten im Norden hatte die separatistische Tamilenorganisation LTTE eine Durchführung der Wahl verhindert. Ihren deutlichen Abstand von fast 2 Millionen Stimmen vor ihrer Konkurrentin kann sie als klares Mandat für ihre Friedenspolitik deuten. Gestern erneuerte sie auch ihre Versprechen, das quasi-diktatoriale Präsidialsystem bis zum 15. Juli nächsten Jahres abzuschaffen. Heute wird die neue Präsidentin den Amtseid leisten und bald darauf ihre Nachfolge und ein Kabinett bestimmen müssen. Diese Regierung wird unter dem vorläufig weiterexistierenden System allerdings ganz von ihr abhängen. Die 49jährige Chandrika Kumaratunga steht damit auf dem Höhepunkt einer rasanten Karriere, die 1992 nach ihrer Rückkehr nach Sri Lanka begann. Erst im vergangenen Jahr wurde sie Mitglied der von ihrer Mutter Sirimavo Bandaranaike beherrschten Sri Lanka Freedom Party und siegte in diesem August knapp bei den Parlamentswahlen. Ihre Protokollbeamten und Sicherheitsleute treibt sie durch ihren oft arrogant wirkenden eigenwilligen Lebens- und Führungsstil regelmäßig zur Verzweiflung. Bernard Imharsly