Ausreden

■ Fanny Müller:

Wenn es darum geht, mal einen Tag blauzumachen, sind die konservativen Betriebe den Alternativprojekten bei weitem vorzuziehen. Man muß sich natürlich was einfallen lassen. Herrn Behrmann, unseren Abteilungsleiter, kann man beispielsweise mit dem Argument, der Wagen sei nicht angesprungen, überhaupt nicht beeindrucken: „Dann fahren Sie eben mit der Bahn und bleiben nachmittags etwas länger da!“ Er gehört noch zur alten Schule, die davon überzeugt ist, daß zumindest die höheren Angestellten niemals Wildlederschuhe tragen dürften, weil man dann nicht sieht, ob die geputzt sind oder nicht.

Aber den hab ich auch geschafft!

Nach einer ziemlich anstrengenden Nacht habe ich mal bei ihm angerufen: „Leider kann ich heute nicht kommen, ich habe so starke Regelschmerzen, daß...“ Er unterbrach mich sofort mit einem Hustenanfall und „...äh ja, selbstverständlich, natürlich...und gute Besserung auch...“

Jetzt brauche ich in ähnlichen Fällen nur noch zu sagen: „Herr Behrmann, ich fühle mich nicht ganz wohl...“, und schon ist die Sache ohne jede weitere Nachfrage „geregelt“.

Bei den Kolleginnen und Kollegen ist das nicht ganz so einfach. Aber dazu ist mir letztens auch was eingefallen.

Ich habe unter der Hand das Gerücht verbreiten lassen, daß ich neuerdings in einer Wohngemeinschaft lebe, und wenn ich jetzt mal zu spät ins Büro komme, behaupte ich einfach, ich wäre vor der Badezimmertür in der Katzenscheiße ausgerutscht.