Ein unmoralisches Angebot?

■ Hamburger Hotelier: Unbekannte boten 20.000 Mark für Falschaussage im Fall des GAL-Referenten Peter Mecklenburg / Von Kai von Appen

Im Rechtsstreit zwischen der SAT 1-„Einspruch“-Redaktion und dem GAL-Referenten Peter Mecklenburg über dessen angebliche Strichjungen-Kontakte wurde mit Bestechungsversuchen agiert. Der taz hamburg liegt eine eidesstattliche Versicherung des Hamburger Hoteliers Ernst-Peter Hamel vor. Danach haben ihm unbekannte Männer 20.000 Mark für die Aussage geboten, Mecklenburg habe in seiner Pension mit Strichern verkehrt.

Wie berichtet, war Mecklenburg in einer „Einspruch“-Sendung am 14. September 1993 von dem Stricher „Pico“ als einer seiner „Freier“ geoutet und die Steindamm-Pension von Hamel als Treffpunkt angegeben worden. „SAT 1“-Moderator Ulrich Meyer setzte während der Live-Sendung noch eins drauf und gab unter Berufung auf „zuverlässige Quellen“ an: „Wir haben das gegengecheckt. Das hat sich bestätigt.“ Am Tag nach der Sendung – die in Hamburg einen riesigen Medienwirbel auslöste - standen die Reporter vor der Tür von Pensionsinhaber Hamel. Der Hotelier: „Ich habe den Journalisten immer wieder erklärt, daß an diesen Behauptungen nichts dran ist.“

Wenige Wochen nach der Sendung zog „Pico“ während einer polizeilichen Vernehmung seine Aussage zurück. Dennoch lehnt „SAT 1“ seither jegliche Korrektur der Vorwürfe gegen Mecklenburg ab. Im Gegenteil: Mit aufwendigen Recherchen versucht die Firma „Meta Productions“ – die „Einspruch“ für SAT 1 produziert –, weiteres Material zu sammeln, um die Kampagne gegen den GALier zu untermauern – bislang vergeblich. Auch in dem von Mecklenburg angestrengten Schadensersatzprozeß lehnte der Sender einen vom Landgericht Hamburg vorgeschlagenen Vergleich ab, das Verfahren geht weiter. Offenbar hoffen die SAT 1-Vertreter, doch noch Zeugen präsentieren zu können, die ihre Version über Mecklenburgs homosexuelle Kontakte bestätigen.

Daß es offenbar Menschen gibt, die ein großes Interesse daran haben, SAT 1 zum Sieg vor Gericht zu verhelfen, belegt die Aussage von Steindamm-Hotelier Hamel: „Mitte Oktober erschienen bei mir in der Pension zwei Herren. Es handelte sich um zwei gepflegte Männer.“ Hamel glaubt, die beiden Männer, die sich nicht vorstellten, bei einer Gegenüberstellung wiederzuerkennen. Der Hotelier weiter: „Beide Herren konfrontierten mich mit dem Ansinnen, daß ich bekunden soll, daß Herr Mecklenburg in meiner Pension mit Stricherjungen verkehrt hat. Sie boten mir für eine derartige Aussage 20.000 Mark an.“ Auf Hamels Entgegnung, daß Falschaussagen strafbar seien, hätten die beiden entgegnet, daß schon nichts passieren würde. Hamel: „Ich dachte zuerst, es handelt sich um Schutzgelderpresser.“

Einen Tag vor dem Landgerichtsprozeß am 14. Oktober dieses Jahres meldete sich einer der Männer bei Hamel telefonisch und versuchte, ihn mit Details aus seinem beruflichen und privaten Leben unter Druck zu setzen. „Der Mann forderte mich nochmals auf, mich am nächsten Tag bereitzuhalten, um im Prozeß die gewünschte Aussage zu machen.“ Das Geld würde es gleich im Gericht geben, es könnten auch mehr als 20.000 Mark sein. Der Hotelier ließ sich davon jedoch nicht beeinrucken.

Meta-Productions-Chef Alexander Schuller bestritt gestern gegenüber der taz, irgend etwas mit diesem Bestechungsversuch zu tun zu haben. „Null – keiner von uns kennt dieses Hotel überhaupt.“ Dennoch dürfte die Entwicklung dieser Affäre ein weiter Fall für den Staatsanwalt sein.

Über weitere Hintergründe zum Fall Mecklenburg lesen Sie auch den Bericht auf Seite 34