■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Bitte nicht ins Koma fallen!

Schon gehört? Der arme Wirtschaftssenator: Schwer wird er gebeutelt, Woche für Woche. Am letzten Samstag hat er gleich die links-rechts-Kombination einstecken müssen. Von Rosi durch den Kakao gezogen und dann auch noch von der Bild-Zeitung zum unbgeliebtesten Senator aller erklärt, das tat weh. So ist der arme Claus Jäger am Montag in seine Fraktionssitzung gewankt, mit Schaum vor dem Mund, auf der Suche nach Schuldigen, und dann – was? Wie? Schon wieder Jäger, sagen Sie? Sie fallen gleich ins Koma, sagen Sie? Nein, haltstopp, wachbleiben! Kommt ja noch was.

Schon gehört? Die arme Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte und ihr armer Staatsrat Jürgen Lüthge. Am Donnerstag wurde in Bremen der Architektenpreis vergeben, ausgelobt vom Bund der Architekten (BDA), und wer war nicht da? Das Bauressort. Und das hatte seinen Grund. Als der BDA sich nämlich überlegte, wer denn der allerbeste Preisübergeber sei, da kam der noble Verein auf den Senator für Stadtentwicklung. Leuchtet irgendwie ein: Architekten–Stadtentwicklung, Grüne hin, Grüne her.

Leuchtete aber nur einigen ein. Vor allem ein Haus gab sich schwer verschnupft. Sie ahnen schon, die Bausenatorin. Evi Lemke und ihr Jürgen Lüthge fanden das unmöglich. Zuerst klauen die Grünen dem Bauressort die Stadtentwicklungsabteilung, und nun rutschen die Preisverleihungen auch noch hinterher. Dabei sei doch gerade das andere einleuchtend: Architekten bauen, also muß ein Architekturpreis auch von der Bausenatorin vergeben werden. Das fanden die Architekten nicht.

Im Gegenteil, sie setzten noch einen drauf, die Architekten.Fücks nämlich hatte gar keine Zeit für die hohe Ehre, Fücks war die ganze Woche über in Bosnien. Das hatte er den Architekten ganz ordentlich frühzeitig mitgeteilt, mit großem Bedauern usw. Und was machten die? Die gekränkte Bausenatorin einladen? Balsam auf die Seelen von Evi und Jürgen? Nichts da! Wenn der Fücks nicht kann, dann soll halt sein Vertreter Manfred Morgenstern den Preis überreichen, fanden die Architekten.

Au weia, das tat weh! Da hat die Senatorin aufgejault, und ihr Staatsrat gleich mit. Aber dann schlug ihr Kämpferherz. Die beiden luden alle Abteilungsleiter ein von wegen der Frage, wie das Bauressort mit den frechen Architekten umgehen soll. Und herausgekommen ist, halten Sie sich fest: Wenn die Architekten ihren Preis verleihen wollen, dann sollen sie das ohne das Bauressort machen. Kommando: Da geht keiner hin! Und so verlief die Verleihung völlig bausenatorinnenfrei.

Was ein Glück, eigentlich, daß nur die Bausenatorin von dem Termin erfahren hat. Stellen sie sich folgenden Gedankengang vor. Architekten bauen, und irgendwie wird beim Bauen doch auch investiert. Und Investitionen, die sind doch eigentlich Sache des Wirtschaftssenators. Eigentlich hätte doch Claus Jägere den Preis verleihen müssen. Und Fücks haben sie eingeladen, unerhört! Stellen Sie sich mal Jäger in der Situation vor... Haltstopp, nicht ins Koma fallen, nicht! Ihre, Rosi Roland