Sanssouci
: Vorschlag

■ Mit StattReisen durch „Theater, Schall und Rauch“ in Mitte

Man sieht ja außer seiner Büste hier kaum mehr etwas von ihm, von Max Reinhardt, 1873 bis 1943, Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, Theaterdirektor. Um so metaphysischer ist das Vokabular, das seine Geschichte und ihre Verlängerung in die Gegenwart aufdrängt, streift man mit StattReisen durch die Berliner Wilhelmstadt. Auf dem Gelände Am Zirkus, zur Zeit eine eingezäunte Brache mit ein paar Betonplatten und ein bißchen Gestrüpp, sowie in ihrer unmittelbaren Umgebung hat Reinhardt einst kometenhaft eingeschlagen. Er kaufte das Deutsche Theater und funktionierte das benachbarte Tanzetablissement zu Kammerspielen um. Und Am Zirkus ließ er ein gigantisches Theaterplanetarium mit Glühbirnchen-Sternen an der Decke bauen.

Von seiner künstlerischen Arbeit mal ganz abgesehen – wirtschaftlich hätte Max Reinhardt der Privattheater-König werden können. Doch 1929 starb sein Bruder Edmund, der eigentliche Geschäftemacher, und seit damals ging's bergab. Haus für Haus mußte der „Direktor“ abgeben; 1934 ließ schließlich die Gläubigerbank – die der Arbeitsfront gehörende Bank der Deutschen Arbeit – zu guter Letzt das Deutsche Theater an sich selbst zwangsversteigern. Reinhardt war schon vorher vor den Nazis geflohen, ein Inszenierungszauberer, der zwar keinen Gewinn, aber mit seinen perfekten Illusionswelten Theatergeschichte gemacht hat. (Die ihm von Goebbels 1933 angebotene „Ehrenarierschaft“ lehnte er vom Exil aus ab.)

Es gibt viele Legenden um ihn – und neuerdings bekanntermaßen ein Gezerre um seine Hinterlassenschaft. Die Erben haben das Zirkus-Grundstück zurückerhalten und an Investmentgesellschaften ausverkauft, in deren Auftrag der New Yorker Architekt Peter Eisenman den umstrittenen (und mittlerweile ja auch endgültig abgelehnten) 40stöckigen Reinhardt-Tower entwarf. Den aktuellen Stand der Dinge sowie etliche Detailinformationen zum Theater zwischen Friedrich- und Schumannstraße kann man von dem Theaterwissenschaftler Stefan Krumrei erfahren, der den neuen Stadtspaziergang von StattReisen heute erstmals durchführt. Silvia Plahl

Treffpunkt 14 Uhr vor dem Eingang des Hotels „Unter den Linden“, Unter den Linden 14. Kosten: 15 Mark (ermäßigt 10 Mark)