■ Die Bäder privatisieren?
: „Das gäbe Anlaß zur Revolution“

Christina Spelly, 37 Jahre, Lehrerin

Das Spreewaldbad ist toll, hier gehe ich immer mit meinen Schülern hin. Natürlich wird es dann eng für die anderen. Wenn ich jetzt privat hier meine Runden drehen wollte, würde ich auch eine Krise kriegen. Aber die Kids brauchen die Bewegung. Schwimmbäder sind für das Volk da. Wenn dem Staat das Geld fehlt, muß eben bei den Villen und Privatbädern der Politiker gespart werden.

Hasan Yildis, 44 Jahre, Geschäftsmann

Kreuzberg muß noch ein zweites großes Hallenbad bekommen. Das Spreewaldbad platzt ja aus allen Nähten. Eine Privatisierung wäre allerdings schlimm. Dann muß man erst in teure Klubs eintreten, bevor man ins Wasser steigen kann. Wozu bezahlt man noch Steuern, wenn der Staat alles privatisiert? Schwimmbäder gehören zur Grundversorgung und müssen für jeden bezahlbar bleiben.

Norbert Stegbauer, 35 Jahre, Landschaftsarchitekt

Eine Privatisierung der Berliner Schwimmbäder würde zunächst einmal bedeuten, daß viele von ihnen geschlossen werden. Denn welcher Investor kann den Unterhalt einer solchen Halle finanzieren? Da macht er doch ein Verlustgeschäft. Übrig bleiben dann einige luxuriöse Mammutbäder, die dem Besitzer viel Geld einbringen sollen und die kein normaler Mensch mehr bezahlen kann.

Marie Meiners, 18 Jahre, Schülerin

Mich nerven hier die Macker, die sich unentwegt produzieren müssen. Die springen dir auf den Kopf, bis du ein Schleudertrauma hast. Von den übleren Kerlen muß man sich anzügliche Sprüche anhören oder angrabschen lassen. Wenn ich dann den Bademeister hole, wird so getan, als hätte ich geträumt. Es muß sich also einiges ändern, aber die Eigentumsverhältnisse stehen dabei an letzter Stelle.

Beate Schulz, 24 Jahre, Medizinstudentin

Ich amüsiere mich immer über die Athleten, die sich hier in Badehose produzieren. Gut schwimmen kann von denen keiner. Trotz des eiskalten Wassers ist das Spreewaldbad leider meist völlig überfüllt. Mein Schwimmtraining stört dann die Damen, die ihre Haare trockenhalten wollen. Es gibt einen Tag in der Woche, an dem das Bad fast leer ist. Meinen Geheimtip erzähle ich nicht der taz.

Dieter Thomas, 29 Jahre, Kindergärtner

Das Thema Privatisierung von Schwimmhallen wirft für mich eine viel weitergehende Frage auf: Ist der Sozialismus wirklich für immer gescheitert? Das SEZ in Ostberlin beweist doch das Gegenteil. Der Verkauf des Spreewaldbades an einen privaten Investor wäre der Anlaß zu einer Revolution. Statt dessen sollte man ein autonomes Schwimmbad schaffen, selbstorganisiert wie unser Kinderladen.

Umfrage: Noäl Rademacher

Fotos: Wolfgang Borrs