„Ihr Beutelradden!“

■ Dame Ednas Audienz im Schauspielhaus

Sie sieht aus wie eine Kreuzung aus Barbara Bush und Cinderella. Für die Golden Girls würde sie sofort engagiert – in ihrem blutroten Glitzer-Ensemble, der ausgestellten Schmetterlingsbrille und dem lila schimmernden Haar, mit dem sie schon auf die Welt kam, wie sie sagt: Dame Edna feierte am Freitag ihren einzigen Deutschland-Auftritt im Schauspielhaus.

Die australische Komödiantin, deren „Manager“ Barry Humphies sich strikt gegen die Unterstellung wehrt, er sei Dame Edna, ist in Deutschland eine Kultfigur. Dementsprechend geriet der Empfang: Sie hatte die Bühne kaum betreten, schon standen die Fans auf den Sitzen. Angeheizt von Zwischenrufen wie „Edna, wir lieben dich“, widmete sich die gemeinste Talkmasterin der Welt ihren Gästen. Die Anteilnahme heuchelnde alte Schachtel hält sich zielsicher an die Alten („Poor little senior citizen“) und Schwachen („What's your name? Elke? Yes, you look a bit like an Elke. You saved a lot of money on your dress“) und führt sie vor. Da gibt es kein Entkommen, bis nicht die privatesten Lebensverhältnisse geklärt sind und die heimische Telefonnummer samt Namen des Babysitters herausgerückt ist. Damit hat Babysitter Renate natürlich nicht gerechnet, daß sich Dame Edna per Telefon direkt zu ihr ins Wohnzimmer schaltet.

„Saint Edna“, so möchte sie gerne in Erinnerung behalten werden, beherrscht die großen Posen und die Kunst der Unverschämtheit. Edna weiß, daß sie besser gekleidet, schöner, reicher und interessanter ist als alle anderen und daß sie ihr Publikum zu Recht „Beutelradden“ nennen darf. Wie gütig, daß sie gleichzeitig Trost spendet: „Wenn die Revolution kommt, werdet ihr Ärmsten aus der letzten Reihe an meiner Stelle sein, und ich muß dahinten hocken.“

Bis es soweit ist, bewirft sie ihre Fans mit Gladiolen und zwingt sie, die „gladies“ im Takt zu schwenken. Dafür wird sie geliebt. Mittlerweile läßt sie im TV in „Willemsens Woche“ ihre Launen an Prominenten aus. Aber herzlicher als an diesem Wochenende in Hamburg kann sie einfach nicht gefeiert werden. Birgit Maaß