Wahnsinn auf Weltniveau

■ Der Bremer „Party Diktator“ prunkte mit neuen Extremitäten im „Wehrschloß“

Freitagabend im vollen Wehrschloß: das Bremer Wahnsinnsprojekt mit Weltniveau. Name: Party Diktator, „Diktator“ auf deutsch bitteschön, Stil: manische Rockmusik der extremen Sorte. Neben diesem Heimspiel standen noch zwei Auswärtsspiele auf dem Programm. Die Sympathien waren bei einer kleinen Kurzumfrage gleichmäßig verteilt. Auf der einen Seite: Cows und Hammerhead, zwei knüppelharte Kombos aus den Vereinigten Staaten. Zwei Selbstläufer sozusagen, die konnten gar nichts falsch machen, weil sie ohnehin von ihren Fans geliebt werden.

Der heimische Party Diktator hingegen: Hart, stets am Rande des Unerbittlichen. Jeder der vier Musiker auf seine ganz persönliche Art kompromißlos. Das Schlagzeug prasselt ein rhythmisches Dauerfeuer in die Ohren. Nicht so genial wie noch vor einiger Zeit, da saß ja auch noch ein anderer Mensch hinter der Schießbude, aber unverwechselbar.

Auffällig genug ist schon das Instrument selbst, ganz flach, ohne große Aufbaute, aber dessen Bearbeitung ist ebenso erstaunlich. Brachiale Dauerschleifen, wenn es erforderlich ist, oder auch die schlagende Verbindung zum Baß. Dieses viersaitige, langhalsige Ding wirkt in den Händen seines Benutzers zuweilen wie eine Ukelele. Der Beinahe-Zweimetermann vom Party Diktator windet sich, verzieht sein Gesicht ebenso wie die Stahlsaiten und wirbelt den Corpus wie ein Gitarrist herum. Schnell ist er - wenn er will, richtig schnell. Oft will er.

Sein Gegenüber an der E-Gitarre, ein Mann, der es liebt, möglichst wenig über sein Befinden im Gesicht widerspiegeln zu lassen, peitscht das musikalische Inferno voran. Es ist schon merkwürdig. So ein sturer Bock und trotzdem verbreitet er eine ungeheure Spannung im Raum. Die Luft knistert, wenn er spielt. Er hat nicht nur die Gitarre im Griff, sondern auch das Publikum. Alles ohne große Anstalten, aber der Effekt ist unübersehbar. Die Rockgemeinde vor der Bühne geht mit.

Der Sänger kreischt, er singt (selten), er schlängelt sich um den Mikroständer, er faßt sich in die Hose, er skandiert, er schwitzt, er sieht toll aus, er scheint besessen. Scheint. Hat alles im Griff, der Mann. Ist ein Profi.

Party Diktator gibt's schon seit Jahren. Der Name ist ein Qualitätsbegriff, es wissen nur leider so wenige. Das neue Material, das sie im Wehrschloß vorstellten, ist die konsequente Weiterentwicklung ihres Stils. Siehe oben. Irgendwann wird es soweit sein. Dann hat Bremen Megastars. Cool J.F.