Naturschutz-BUND feiert 80ten Geburtstag

■ Bremens organisierte Natur- und Umweltschützer sehen nach wie vor in der Geldknappheit ihren stärksten Verbündeten

Kurz vor Kriegsausbruch 1914 gründete der Vogelkundler Prof. Buß in Bremen die „Gesellschaft zum Schutze der heimischen Vögel“. Zwar ging es den Vorvätern des bremischen Naturschutzes vor allem um die Artenschutz - den allgemeinen Naturschutz-Gedanken hatten sie 1914 aber zumindest schon in der Satzung. Schon in der Weimarer Republik benannten sie sich entsprechend um.

Am vergangenen Samstag feierte der „Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland“ (BUND), der Ende der 70er Jahre die Nachfolge der Vogelkundler angetreten, seinen 80sten Geburtstag.

Wir sprachen mit Dr. Helmut Horn, Vorstandsmitglied.

taz: Was waren in den letzten 10 Jahren die größten Erfolge des BUND gewesen?

Helmut Horn: Das war natürlich auch Thema auf unserer Geburtstagsfeier am Samstag. Erfolge gab es vor allem im Bereich Naturschutz: die Unter-Naturschutz-Stellung der Wümme-Wiesen, Werderland, der Feuchtwiesenring um Bremen. Beim Niedervieland war sicherlich ein Erfolg, was da im Zusammenhang mit dem GVZ verhindert werden konnte. Nehmen wir mal an, daß es auf Dauer gesichert ist

Der BUND arbeitet still und bürokratisch. Stimmt dieser Eindruck:

Nein. Still auf keinen Fall. Bürokratisch sind natürlich die Stellungnahmen zu Bebauungsplänen und Planfeststellungen. Das kann auch schlecht ehrenamtlich gemacht werden, weil es weitreichende Kenntnisse, auch juristische, voraussetzt. „Still“ ist der BUND auf keinen Falle. Ich kann nicht zählen, wieviele Pressemitteilungen ...

... jede Wochen dutzende. Aber hat der BUND mal eine Demonstration organisiert oder einen Bauplatz besetzt?

Demonstration ja. Vor Klöckner, als die Kunststoffmüll-Verbrennung im Hochofen anstand, da waren wir die einzigen. Wir sind dabei gewesen, als es um die Verkehrsberuhigung der Martinistraße ging. Wir verleihen den „Betonkopf“ des Jahres...

Wer hat den zuletzt bekommen?

Der Staatsrat im Wirtschaftsressort, Dr. Haller. Also: still sind wir nicht. Natürlich gibt es unter den Umweltschutz-Organisationen eine Aufteilung. Die großen schlagzeilenträchtigen Aktionen überlassen wir Greenpeace oder Robin Wood.

Kann sich der BUND einen härteren Konflikt mit dem bremischen Staat leisten, wo doch der ganze Apparat durch ABM-Stellen und Zuwendungen finanziell abhängig ist?

Es sind nicht mehr als 50 Prozent. Das Thema diskutieren wir im Vorstand immer wieder. Wir haben eine klare Linie: Wir wollen unsere Arbeit so organisieren, daß wir auch unter Fortfall aller staatlichen Gelder weitermachen könnten, wenn auch sehr eingeschränkt.

Vom WWF weiß man, daß er erheblichen Pressionen seiner Sponsoren aus Banken-Kreisen ausgesetzt war, als es um die Ems-Vertiefung ging.

Ich weiß das konkret nicht, aber das kann durchaus sein. Was uns betrifft, so haben wir keine Großspender, wie es beim WWF der Fall ist.

Was ist Ihr Geburtstagswunsch?

Daß sich die Einstellung der Politik und der Wirtschaft ändert. Unsere Erfolge liegen im Naturschutz-Bereich. Im Umweltschutz-Bereich haben wir recht wenige Erfolge. Vor ein paar Jahren haben wir mit anderen gemeinsam man den Verkauf der Stadtwerke an die Preag abwehren können. Vor ein paar Jahre hart es geheißen: Die Georg-Bitter-Trasse kommt nie. Beides steht jetzt wieder an. Wenn wir einen Erfolg haben, wissen wir gleichzeitig: das hält vielleicht ein paar Jahre. Und dann sind wir wieder an derselben Stelle gefordert. Das bedeutet: Es hat sich in der Denkrichtung eigentlich nichts geändert in den ganzen Jahren. Immer noch ist die Finanzknappheit unser stärkster Bündnispartner.

Wer aus der Landesregierung ist auch beim BUND Mitglied?

Aus der Landesregierung? Au weia.

Oder von den Staatsräten?

Ja, der ex-Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl war bei uns Mitglied, Jürgen Lüthge ist Mitglied...

... der derzeitige Bau-Staatsrat, dessen Behörde jetzt die Bitter-Trasse bauen muß.

.. wenn man ihn hört, er war ja zu unserer Feier am Samstag auch da, ist er nicht sehr begeistert. Ich gehe übrigens davon aus, daß die Trasse nicht gebaut wird, aber nicht aus höherer Einsicht, sondern aus Geldmangel. Ein Senator, der Mitglied war und das auch noch ist, ist Herbert Brückner. Int.: K.W.