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: Total verspielt

■ "Wer will noch mal?"

„Wer will noch mal?“, Freitag, 21.15 Uhr, West 3

Die deutsche Fernsehunterhaltung hat in vierzig Jahren Existenz durchaus manch gute Idee hervorgebracht. Aber lange nicht alles, was dann gesendet wurde, war am Ende auch gut.

Vor allem dieses Naturgesetz der sich selbst auflösenden Unterhaltung wollte der WDR offenbar mit seiner neuen Spielshow „Wer will noch mal?“ unter Beweis stellen. Sie hätte nämlich durchaus Anlaß für eine gelungene Wochenendunterhaltung sein können: Aus der Gameshowgeschichte der letzten 35 Jahre hatte man sich die lustigsten, spannendsten, albernsten und kreativsten Kandidatenspiele herausgesucht, um sie in Konkurrenz zu den früheren Probanden von jungen Teilnehmern nachspielen zu lassen. Da würde man dann ja sehen, ob die Youngsters im „gandenlosen Generationskampf“ Bestand haben – und ob die beliebten Oldiespäße heute noch was taugen.

Allerdings war den Kölnern ein tragischer Fehler unterlaufen: Niemand hatte sich der Mühe unterzogen, das Erfolgsprinzip der Lou van Burgs, Frankenfelds und Kulenkampffs mal näher zu betrachten. Die nämlich hatten – stets gerecht in der Sache und flink im Kopf – vor allem auf Chancengleichheit und Spieltempo gesetzt. WDR-Moderator Björn Hergen Schimpf dagegen plauderte sich bei seinem Debüt quälend langatmig über die Runden und mußte zudem die Spiele ein ums andere Mal doppelt erklären, weil er die zweite Kandidatin dummerweise zu früh unter die Kopfhörer gesetzt hatte. Vor allem aber nahm er das Spielen selbst nicht ernst. Hatte sein Kandidat versagt, durfte er es eben noch mal versuchen, und ob die Jungen besser waren als die Alten (sie waren es nie, schließlich gab es nichts zu gewinnen!), interessierte ihn nicht.

Statt sich über die nicht nur 1959, sondern auch heute noch spritzig wirkende Moderation eines Lou van Burg lustig zu machen, („Kinder, so was lief damals wirklich im Fernsehen!“), hätte sich Schimpf besser das Nötigste von den Großen des Genres abgeguckt. Noch besser wäre allerdings gewesen, der WDR hätte Schimpf gleich mit Schande in die Wüste geschickt. Aber wer hätte „Wer will noch mal?“ dann ins Fernsehen gebracht? Van Burg, Rosenthal, Frankenfeld? Alle tot! Thoelke? Zu alt! Kulenkampff? Zu teuer. Da hilft alles nichts. Wenn es so um die deutsche TV-Unterhaltung steht, muß man eben passen. Klaudia Brunst