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Europa schweigt

■ Artenschutzkonferenz schiebt Entscheidungen auf die lange Bank

Berlin (taz) – Das Washingtoner Artenschutz-Abkommen („Cites“) muß neu überarbeitet werden. Seit Montag vergangener Woche sitzen rund 1.100 Delegierte aus 123 Ländern über den bisher gültigen Vereinbarungen. Konsens aller Mitglieder war, auf der 9. Artenschutzkonferenz in Fort Lauderdale (Florida), einen kritischen Blick auf die bisherigen Kriterien von 1973 zu werfen.

Mit den neuen Vorschlägen beginnen allerdings die Sorgen der Naturschützer. „Wenn Artenschutz tatsächlich erst bei einer Bestandsgröße von 5.000 Exemplaren pro Population einsetzen würde, wäre das ein enormer Rückschritt“, warnt Greenpeace- Experte Peter Büschel vor der vorgeschlagenen Quantifizierung von Schutzkriterien. „Danach wären die über 600.000 afrikanischen Elefanten nie geschützt worden.“

Entscheidungen über neue Kriterien werden jedoch erst zum Konferenzende erwartet. Auch Einzelentscheidungen, die eine neue Richtung von „Cites“ deutlich machen würden, liegen noch nicht vor. Einige asiatische Staaten beschäftigen sich mit dem Schicksal der Tiger. Sie verlangen von den Artenschützern freie Jagd auf die Raubtiere, die der traditionellen Medizin unerläßliche Medikamente lieferten. Auch sonst tobt der Streit zwischen den Interessen des Handels und des Artenschutzes. Die begrenzte Freigabe des afrikanischen Elefanten oder des brasilianischen Tropenholzes sind nur einige Beispiele.

Die Europäischen Staaten, die üblicherweise vorab ein Gruppenvotum abgeben, halten sich zurück. Angesichts des erwünschten Beitritts von Norwegen zur EU soll eine Konfrontation vermieden werden. Das Küstenland fordert statt des völligen Handelsverbots für den Zwergwal seinen kontrollierten Handel – obwohl sich an der Gefährdung des Bestandes nichts geändert hat. Eva Rhode

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