■ Daumenkino
: White Magic

Der Bogner Willy war und ist ein Naturbursch, wie man bei uns sagt. Selbiges ist selbstredend auch der Wasmeier Markus sen. Weshalb der Filmemacher, Modeschöpfer und Studentenweltmeister von wannauchimmer den Doppel-Olympiasieger von Lillehammer in seinem jüngsten Machwerk mitwedeln ließ, was der wiederum, wie so manches, „ganz pfundig“ fand. „Supa“ halt, weil sich nicht ein jeder leisten kann, mit dem Helikopter auf die höchsten abgelegenen Berge zu knattern, nur um dann, ein Wahnsinn, im Tiefschnee runterzubrettern: Der Willy hat da übrigens wie üblich seine Kamera dabei gehabt und prima draufgehalten, und entstanden ist etwas, das uns der gewiefte Klamottenverkäufer als „White Magic“ verscherbeln möchte. Nun müssen wir zugeben, daß Geld nicht im Spiel war und gute Worte uns nicht dazu verleiten mochten, ins Kino zu gehen, um das gesamte Teil abzusitzen, denn da wären dann doch 90 Minuten zusammengekommen, und niemand lebt für immer. Aber weil der Kürten Dieter auch ein prima Spezl ist vom Willy, hat das „Aktuelle Sportstudio“ uns jüngst in einer großzügigen halben Stunde mit allem Wissenswerten versorgt.

Also: Wie auch schon in „Feuer und Eis“ (übrigens „der erfolgreichste Sportfilm, der je in die Kinos kam“, läßt Willy wissen) und „Noch mehr Feuer und Eis oder so ähnlich“ wird skigefahren, snowgeboardet, bungeegesprungen, fallschirm- und gleitschirmgeflogen und dergleichen mehr. Einen Inhalt, das hat sich selbst der nächstenliebe Kürten nicht verkneifen können – und das läßt Allerschlimmstes befürchten – gibt es nicht.

Wie auch? Bei all dem Skigefahre, Snowgeboarde etcetera? Worum es geht? Mutmaßlich drum, arglos nihilistische Burschen und Mäderl im Endstadium der Zivilisation, beim unbekümmerten Konsum, auch der Mutter Natur abzubilden, zu zeigen, daß es immer noch einfältigeres Treiben gibt, um Zeit und Umwelt totzuschlagen und, jetzt aber im Ernst, natürlich um product placement. Übrigens macht auch Sharon Stone mit, die allerdings nicht die „sexy Latin Lover“ zu geben hat, wie die Besetzungsliste vermerkt, sondern die „American Beauty“. Da macht sie ihrem Namen alle Ehre, auch wenn sie mit der gleichnamigen Schauspielerin nicht bekannt ist. Und was spielt eigentlich der Wasmeier? Nun, den „Markus“ natürlich. Und für die Filmmusik die Zither.

„Bub“, hat angeblich der nicht ganz unbekannte Walt Disney einst zum Willy Bogner gesagt, „du solltest weiter Filme machen.“ Selten hat sich einer gründlicher vertan. Peter Unfried

Regie, Drehbuch, Kamera und Produktion: Willy Bogner. Musik: Harold Faltermeyer. Darsteller: John Evans, Alke Reiter, Reto Lamm, Conny Kissling, Markus Wasmeier. Deutschland 1994, 90 Minuten.