Bewegungskultur zwischen Boxen und Bauchtanz

■ Morgen steigt der erste Hamburger Frauensporttag: Rund 600 werden mitmachen

Spannen - Zielen - Loslassen. Kurz: Bogenschießen. Eine Sportart, die Kraft, Ruhe und Konzentration verlangt. Vielleicht wurde sie deshalb zum Renner beim 1. Hamburger Frauensporttag am morgigen Sonnabend. „Davon hätten wir zehn Kurse voll gekriegt“, freut sich Organisatorin Claudia Thomsen.

Auch sonst war der Andrang auf die über 30 Workshops beträchtlich. Rund 600 Frauen werden morgen in zwei- bis dreistündigen Kursen tanzen, kämpfen, ballspielen oder sich entspannen. Provokantestes Angebot dürften die beiden Box-Workshops sein. Frauenamateurboxen nämlich ist vom deutschen Box-Verband verboten, angeblich, um die weibliche Brust nicht zu gefährden. Just diesen Sport in Form eines Schaukampfes wählten die Veranstalterinnen des Frauensporttages - der Asta der Universität und der neugegründete Verein zur Förderung feministischer Sport- und Bewegungskultur - denn auch zur Gestaltung der öffentlichen Auftaktveranstaltung (um 11 Uhr im Sportpark der Uni Hamburg) aus. „Eine geeignete Performance für alle, die gern dabei sind, wenn Frauen längst überholte Tabus brechen“, heißt es selbstbewußt im Programmheft.

Der Frauensporttag will nicht nur allen Interessierten die Möglichkeit bieten, sich in ungewohnten Bewegungen zu üben, er dient auch der Werbung für den neuen feministischen Verein. Die Idee dazu kam den beiden Sportstudentinnen Claudia Thomsen und Astrid Mehrer vor zwei Jahren, als sie für den Hamburger Sport-Bund (HSB) die erste Frauensportwoche organisierten.

Die mühselige Arbeit in einer männerdominierten Vereinswelt beflügelte ihren Wunsch, eine „neue Bewegungskultur“ für Frauen zu etablieren; auslösender Faktor, dies unabhängig vom HSB zu tun, waren die im Frühjahr 1993 in die Öffentlichkeit gedrungenen lesben- und schwulenfeindlichen Äußerungen von HSB-Präsident Friedel Gütt. Mittlerweile ist der Verein bereits aktiv, und die Lawaetz-Stiftung unterstützt seine Bemühungen, ein Frauenbewegungszentrum mit Sporthalle, Sauna, Tanz- und Entspannungsräumen in Hamburg einzurichten. Wann es soweit sein wird, steht noch nicht fest. Sobald wie möglich sollen aber in zunächst gemieteten Räumen Kurse von Frauen für Frauen angeboten werden. Gedacht ist schwerpunktmäßig an Kampfsportarten, Tanzen – und natürlich Bogenschießen.

Cl audia Hönck

Informationen über das geplante Frauenbewegungszentrum und den Verein gibt's unter Tel. 693 93 74.