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: Adel von der Stange

■ "Frankenberg"

„Frankenberg“, Mittwoch, 18.30 Uhr, ARD

Die Tochter bekennt ihrer Mutter, sie zu hassen – nur weil Mama ihr das Haus für lumpige 90.000 Märker nicht kaufen will. Vater („Paps“) hält sie für ein Weichei, na sowas. Mama ist außerdem emanzipiert und arbeitet als Ärztin, wo sie doch ebensogut, findet die Haushälterin, ihrem Manne als schlichte (Öko-)Bauersfrau mit Adelstitel dienen könnte. Der kleine Sohn treibt Scherze (Abteilung: Mäuse wider die Lehrerin), die große Tochter studiert in München, und der Bürgermeister sieht so aus, wie man sich öffentlich- rechtlich Fernsehbürgermeister vorstellt: trostlos.

Kurz, die neue Vorabendserie „Frankenberg“ kann es schon deswegen selbst mit der deppertsten Frankenstein-Verfilmung nicht aufnehmen, weil die Sache so spannend ist, wie Volker Kraeft über die fränkische Landschaft, in der der Plot abgedreht wurde, schlechthin urteilte: „Das erschöpft sich, das langweilt doch.“ Ein bißchen Schweinepest am Rande – vergelt's Gott. Nicht zu vergessen der Fiesling, dessen neue Freundin sich von der Hoteltelefonistin zu Höherem schuftete bzw. vögelte – sie wollen während der nächsten 13 Folgen das Schloß erobern.

Jede Spätausgabe der „Tagesschau“ birgt mehr Thrill, mehr telegenen Anschauungsunterricht in Sachen Boshaftigkeit & Blödsinn. Kleine Pikanterie am Rande: Tags zuvor war derselbe Drehort, nämlich Schloß Dennenlohe bei Ansbach, in der Serie „Schloß Hohenstein“ zu sehen. Den Leuten (Buch: Axel Götz, Regie: Franz Peter Wirth) fällt offenbar nichts mehr ein.

Überhaupt: Müssen wir uns das bieten lassen als brave Sofakartoffeln – uns einen Adel anschauen zu müssen, der nicht mal so aussieht? Blaues Blut, das so profan lebt wie Inge Schmidt und Manfred Müller in Hamburg- Billstedt – finanziell vielleicht eine Spur weniger üppig ausgerüstet? Wollen wir wissen, daß der Graf schon beim Sechsstelligen schlappmachen könnte?

Auf Sat.1 lief derweil eine Reklame zum Ankauf dreier Sissi- Videos – ja, das hat Appetit gemacht. Kleider, die diesen Namen verdienen, Manieren, die wir nicht beherrschen, und menschliche Gemeinheiten, gegen die sich unsere Sorgen als klein ausnehmen. Jedenfalls: Glamour ohne Realitätsbezug – kapieren die das beim Fernsehen denn nie, daß es bei uns in den Küchen schon genug nach Bratkartoffeln riecht? Jan Feddersen