Nur ohne Fahne

■ Neues Gerät verbietet Alkohol am Steuer

Wenn Mirco Spitzbarth morgens ins Auto steigt, können seine Nachbarn Seltsames beobachten. Bevor er startet, nimmt der Mitarbeiter des Lübecker Drägerwerks zunächst sein „Autotelefon“ und pustet hinein. Spitzbarth, verantwortlicher Produkt-Manager im Bereich „Alcotest und Sensors“, dürfte der einzige Autofahrer der Welt sein, der den Prototyp einer elektronischen Alkoholsperre seit einigen Monaten fest in seinem Fahrzeug installiert hat. „Seit ich vor jeder Fahrt pusten muß, bin ich gezwungenermaßen Abstinenzler“, sagt er.

Die Sperre ist mit der Zündung des Autos verbunden und gibt den Motor erst frei, wenn der Fahrer seine Atemprobe abgegeben hat. Als erster Hersteller der Welt hat die Drägerwerk AG dieses Gerät, das wie ein Autotelefon aussieht, zur Serienreife entwickelt.

Allerdings nicht für Deutschland. Die „Alkoholsperre“ soll - als Alternative zum Führerscheinentzug - ab Januar 1995 in Australien flächendeckend eingesetzt werden. Wer dort künftig bei einer Trunkenheitsfahrt erwischt wird, kann wählen: Entweder ist der Führerschein für zwei oder drei Jahre weg, oder der Alkoholsünder läßt sich die besagte Sperre ins Auto einbauen.

Die Technik des sogenannten „Interlock“ basiert auf einer elektrochemischen Alkoholmeßzelle. In ein solches Testgerät müssen Autofahrer auch bei einer Alkoholkontrolle pusten. „Interlock“ kann vom Hersteller auf verschiedene Promille-Werte programmiert werden – je nach den gesetzlichen Bestimmungen. Der Fahrer selbst kann die Werte zwar nicht manipulieren, überlistet werden kann das Gerät zur Zeit dennoch: Wenn, statt des Zechers, eine – mitfahrende – nüchterne Person pustet. lno