SPD atmet durch

■ Wegner-Crash macht das Regieren noch leichter / Nix mit Rot-Grün statt Rot-Grau

Bricht die Statt-Partei auseinander? Muß sich die SPD einen neuen Partner suchen? Beginnt gar eine Nacht der langen Messer in der angeschlagenen und unter der Oberfläche zerstrittenen Hamburger SPD? Nach den ersten Meldungen von der Krise in der Statt-Partei schlug der Puls einiger Spitzensozis zunächst höher – mal aus freudiger Erregung, mal aus jäher Furcht.

Doch schon kurz darauf wurden flügelübergreifend Beruhigungsmittel verabreicht. SPD-Parteichef Jörg Kuhbier zur taz: „Es gibt keine Krise der Kooperation, sondern ein Problem Markus Wegner. Ich habe das Gefühl, die Fraktion der Statt-Partei konsolidiert sich. Die Sechs sind wild entschlossen, den Kooperationsvertrag zu erfüllen. An uns wird die Kooperation mit der Statt-Partei nicht scheitern.“ In der Tat: Solange der abschmelzende Haufen der Statt-Halter noch genügend Bürgerschaftsstimmen fürs Weiterregieren bereithält, will kein SPD-Flügel das Kriegsbeil ausgraben.

Trotz aller Nervosität sehen einige in der Umgebung Voscheraus, dessen Schicksal besonders eng an Rot-Grau gekettet ist, auch eine Chance in der Krise: Die Kaltstellung des politisch nur wenig zurechnungsfähigen Egomanen und permanenten Regierungsrisikos Wegner könne die kommenden drei Jahre der Legislaturperiode sogar stabilisieren. Die sechs Aufrechten, so ein Insider, seien von Voscherau jetzt noch abhängiger und zum erfolgreichen Steigbügelhalten für die Regierung verdammt. Schließlich sei laut Kuhbier ja auch ungewiß, „ob die Statt-Partei über die Legislaturperiode hinaus existieren wird“, eine Frage, die, so freut sich der Parteichef, „auch in der Statt-Fraktion ganz offen diskutiert wird“.

Dennoch, so mahnen Skeptiker im Rathaus: Das Risiko, daß Wegner seine neue Rolle nicht dauerhaft akzeptiert, sondern sein Chaospotential noch einmal aktiv und dann vielleicht regierungssprengend einsetzt, ist nie ganz aus der Welt. fm