Kaum Chancen für Angola-Abkommen

■ Paranoia und Haß statt Versöhnung

Johannesburg (taz) – Angolas Regierung und die Rebellenorganisation Unita haben gestern in Lusaka einen Friedensvertrag abgeschlossen, damit aber nicht die Zweifel über das Ende des 19jährigen Kriegs endgültig zerstreut. Der Unita-Führer Jonas Savimbi war aus Sicherheitsgründen nicht in die sambische Hauptstadt gekommen, an seiner Stelle unterschrieb der Unita-Unterhändler General Eugenio Manuvakola den Vertrag, über den fast ein Jahr lang verhandelt worden war. Präsident Jose Eduardo dos Santos nahm an der Zeremonie teil, ließ aber seinen Außenminister Venancio de Moura unterschreiben,

Selbst die UNO-Vermittler bezweifeln, daß das „Protokoll von Lusaka“ das Papier wert sein wird, auf dem es steht. Ein Diplomat aus Simbabwe: „Es fehlt jede Ernsthaftigkeit.“ Unita wird sich kaum an ein Abkommen gebunden fühlen, das angesichts der autoritären Strukturen der Organisation nicht vom Chef unterzeichnet wurde. Ein Mitglied der Regierungsdelegation von Angola sagte: „Ohne Unterschrift von Savimbi kann der Frieden nicht funktionieren, es ist wertlos.“ Aber just Angolas Regierung ließ nichts unversucht, das Abkommen schon im Vorfeld scheitern zu lassen. Schließlich setzt die Armee unbeeindruckt von allen diplomatischen Bemühungen ihren Krieg fort.

Das wissen auch George Moose, der US-Staatssekretär für Afrika, und Alioune Blondin Beye, der UN-Sonderbotschafter. Sie boten sich während der hektischen Rettungsversuche des Abkommens in den vergangenen Tagen sogar an, Savimbi im Busch von Angola abzuholen. Aber auch das fruchtete nichts. Manuvakola erklärte am Donnerstag in Lusaka gegenüber der taz: „Die UNO hat prinzipiell mehr Sympathien für bestehende Regierungen. Washington hat sich während der vergangenen beiden Jahre ebenfalls unverhohlen zum Verbündeten der Regierung gemacht.“

Die UNO und mit ihnen die USA, Portugal und Rußland als sogenannte Kontrollmächte des Abkommens hoffen trotz allem unverdrossen weiter, daß die Unterschrift durch Angolas Außenminister und den Unita-Generalsekretär ausreichen, um zumindest einige zaghafte Schritte zu einem Frieden einzuleiten. Denn zwei Tage nach dem Abkommen müßte die Regierung eigentlich alle Militäroperationen einstellen. Außerdem schreibt die Vereinbarung vor, UN-Beobachter den Zugang in Konfliktregionen zu gewähren.

Doch das wird Kämpfe kaum beenden können, wenn eine der beiden Seite nicht friedenswillig ist. Zumindest Angolas Militärs scheint der Sinn eher nach weiterem Blutvergießen zu stehen. Noch am Montag der vergangenen Woche hatte Generalstabschef Joao de Matos unumwunden erklärt: „Wir befinden uns im Krieg und werden Unita bekämpfen, wo immer wir die Rebellen finden.“ Ein Satz, der ebenso wie die Entwicklung der letzten Wochen befürchten läßt, daß das „Protokoll von Lusaka“ das gleiche Schicksal erleiden wird wie drei andere angolanische Friedensabkommen. Willi Germund