Casablanca ohne Wintergarten

■ Abrißverfügung nach einem jahrelangen Behörden-Hickhack

Vor zehn Jahren hatte sich die Kneipe „Casablanca“ an der Ecke Ostertorsteinweg/Mozartstraße per Markise und Glaswand eine umsatzfreundliche Vergrößerung verschafft – und war damit in einen Dauerstreit mit der Baubehörde eingetreten. Am Ende war den Beamten jetzt ein einziger Tag entschieden zu lang, um den Fall noch einmal zu dulden.

Am 17. November, einen Tag vor einem Gesprächstermin, den die Behörde mit den Casablanca-Betreibern in Sachen Wintergarten vereinbart hatte, ordnete das Bauordnungsamt den sofortigen Abriß des Casablanca-Anbaus an. Die Drohung mit einem Zwangsgeld von 10.000 Mark zeigte schnelle Wirkung: seit Sonntag ist der umkämpfte Wintergarten dicht.

Als „unrechtmäßige Schikane“ empfindet die Entscheidung der Casablanca-Kommanditist und Radio-Bremen-Showmaster Jürgen Koch. „Persönlich veräppelt“ fühlt sich andererseits Peter Noltenius, Justitiar der Bausenatorin. Beide sehen in dem jahrelangen Hin und Her um den Casablanca-Wintergarten das Ergebnis bockiger Hinhaltetaktik – des jeweils anderen.

Koch verweist auf einen gerichtlichen Vergleich, der dem Cacablanca bereits 1991 die Genehmigung für einen verkleinerten Neubau des Wintergartens einräumte. Für die Bearbeitung des entsprechenden Bauantrages habe sich die Behörde dann aber ein Jahr Zeit gelassen und zudem den Passus eingefügt, daß der neue Wintergarten nur im Sommer benutzt werden dürfe – „ein völliger Unsinn“, wie Koch findet. Erst nach weiterem zweijährigen Drängeln sei die Genehmigung schließlich „unter Übernahme der gesamten Anwaltskosten durch den Staat“ auf Ganzjahresbetrieb ausgedehnt worden.

Darin sieht die Baubehörde allerdings ein freundliches Entgegenkommen. Als Gegenleistung erwartete sie den sofortigen Abriß des alten Wintergartens. Der sei auch bereits im Mai versprochen worden, sagt Justitiar Noltenius, nur geschehen sei nichts. Stattdessen spiele Showmaster Koch „die verfolgte Unschuld“ und lasse ständig frech „seine Beziehungen durchschimmern“.

Doch zumindest jetzt erwartet die Behörde den schnellen Abriß und Neubau des Wintergartens – schon aus rein geschäftlichem Interesse der Casablanca-Chefs am Umsatz vor der Tür. Ase