: Arstens neuer Süden
■ „Städtisches Konzept“ entlang der A1
Aus der Arster Brache hinter dem Schulzentrum Obervieland soll ab spätestens Herbst 1995 eine neue Siedlung erstehen. 650 Wohnungen, sowohl Reihenhäuser als auch mehrgeschossige Mietblocks, sind für den ersten Bauabschnitt entlang der Alfred-Faust-Straße vorgesehen; fünf Jahre wird deren Fertigstellung dauern. Mit diesen Vorgaben wurde die Bebauung des Wohngebietes Arsten Süd-West in der vergangenen Woche in der Deputation für Stadtentwicklung beschlossen, ebenso wie zwei nachfolgende Bauabschnitte mit zusätzlichen 500 Wohnungen. Bis ins erste Jahrzehnt des Jahres 2000 wird es dauern, dann ist die gesamte Fläche zwischen dem jetzigen Gemeinschafts- und Schulzentrum Oberviehland bis hinunter zur Autobahn A1 bebaut.
„Städtebaulich betrachtet wird das Gebiet ein Bindeglied zwischen Kattenturm und Arsten“, sagt Detlef Kniemeyer, der zuständige Leiter des Planungsamtes. Auch im Ortsbeirat wird die Bebauung begrüßt: Das Sanierungsgebiet Arsten mit seinen häßlichen Hochhäusern, seiner schlechten Infrastruktur und seiner wenig attraktiven Einkaufszone kann davon nur profitieren.
Aber zuvor sind Berge zu bewegen: Die Straßenbahnlinie Nummer 1 soll entlang der Otto-Wels-Straße bis in Autobahnnähe verlängert werden – schon wegen der Sportanlagen, die aus der Nähe des Schulzentrums aus Lärmschutzgründen an den Rand des neugeplanten Gebietes dorthin verlegt werden. Doch soll im Arster Siedlungskonzept auch der PKW eine wesentliche Rolle spielen. Statt in der Privatgarage sollen rund 60 Prozent der Karossen auf den Straßen parken. Davon erhofft man sich im Beirat eine Verkehrsberuhigung innerhalb der Wohnquartiere und eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Für den Verkehr sind lediglich einige große Straßen vorgesehen, die das Gebiet erschließen.
Bei aller grundsätzlichen Zustimmung gibt es im Beirat auch Bedenken: Zwar ist eine neue Kindertagesstätte im Bau und ein weiteres multifunktionales Gebäude gehört zur Neubauplanung. „Aber die Kinder bleiben hier doch auf der Strecke“, sagt Ortsamtsleiter Siegmund Eibich. „Spätestens, wenn sie größer werden“. Für Jugendliche sieht die gegenwärtige Planung nämlich keine Orte vor. „Das hat die zuständige Sozialbehörde nicht gefordert“. Trotzdem soll der eine oder andere Treffpunkt entstehen – in Absprache mit den Wohnungsbaugesellschaften. Deren Entwürfe liegen ja noch nicht fest. „Im Zweifelsfall beantragen wir jetzt schon mal das Sanierungskonzept“, witzelt Eibich. Denn diesmal will auf Verbesserungen nicht 30 Jahre warten.
Eva Rhode
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