Erfolgsstory der Bauhaie

■ Der Landesverband Freier Wohnungsunternehmer präsentiert teure Wohnbauten für Besserverdienende und glitzernde Büropaläste im Kant-Dreieck

In den vergangenen vier Jahren haben in Berlin und Brandenburg die Grundstücks- und Bauhaie gut zugeschnappt. Weit mehr als die Hälfte der geförderten Wohnungen erstellten private Bauträger 1992, fast zwei Drittel waren es 1993 – ganz zu schweigen von den glitzernden Büropalästen auf hochwertigen innerstädtischen Lagen. Doch keine Swatchhäuser für Arme wurden hochgezogen. Eine Latte teurer Wohnungen entstand für eine Schicht von Besserverdienenden, an der selbst die wenigen Bauten im klassischen sozialen Wohnungsbau nichts ändern.

Eine Erfolgsstory liberaler Wohnungs- und Ansiedlungspolitik präsentiert derzeit der „Landesverband Freier Wohnungsunternehmer Berlin/Brandenburg“ im Ambiente des neuerrichteten „Kant-Dreiecks“. Stadtvillen, Mietshäuser und Wohnanlagen errichteten die Demos, KapHag oder Botag, deren potente Namen auf der einen Seite und ihre finanzielle Subventionierung auf der anderen genug über die aus der Balance geratene Baupolitik aussagen. „Wohnen in Deutschland – Luxus in der Not“, der abgewandelte Titel des Buches von Christoph Zöpel, das die Kluft zwischen privatem und öffentlichem Bauen thematisiert, könnte die Schau darum heißen.

Die Ausstellung über Gebäude der Bauträger protzt nicht mit Edelbauten, will aber zeigen, daß die private Bauwirtschaft es besser kann. Und es sieht nicht übel aus: das Mehrfamilienhaus im Wedding der Johannes Schwarz GmbH, Dudlers Geschäfts- und Wohnbau in Charlottenburg oder der halbrunde Kopfbau des Gebäudes am Britzer Damm des GbK Immobilienfonds. Das verwundert weiter nicht, haben sich doch auf guten Lagen große Investoren und gute Architekten gefunden; eine Wahlverwandtschaft, die man beim öffentlichen Bauen heute seltener antrifft.

Aber es geht auch gründlich daneben: Vor den Toren Berlins tun sich städtebauliche und architektonische Abgründe auf, wenn man sieht, wie sich der Eigenheimbrei und die aufgestapelten Gewerbekisten uferlos ausbreiten. Etwa die Reihenhaussiedlung in Finofurth oder die Doppelhaushälften in Großbeeren. Da ist jede öffentlich gebaute Siedlung der zwanziger Jahre besser. Rolf Lautenschläger