Die Nr.3 will oben bleiben

■ Dankbar wird ATP-Weltmeister Pete Sampras Vize Becker ein Dinner ausrichten – und Frankfurt die WM bis 1997

Frankfurt/Main (taz) – „Dem Besten gebührt das Beste.“ Meint die britische Glasfabrik Waterford Crystal und hat folglich bei der Anfertigung der ATP-Crystal-Trophy 1994 eine „kunsthandwerklich großartige Arbeit“ (Waterford Crystal) vollbracht. Der Beste der Besten und neue ATP-Weltmeister ist am Ende doch standesgemäß die Nummer 1 der Weltrangliste geworden: Pete Sampras. Dem mag der optisch schnöde Scheck über 1,16 Millionen Dollar freilich „glänzender und schimmernder“ vorkommen als der solcherart gepriesene Pokal. Mit jenem in der Rückhand gibt sich Sampras nun großzügig: Ein Appartment wolle er seinem unterlegenen Finalgegner Boris Becker kaufen – oder ihn wenigstens zum Dinner nach Tampa einladen. Mit knapp einer Million Dollar für vier gewonnene WM-Spiele dürfte der allerdings nicht auf Sampras' Immobiliengeschenke angewiesen sein. Andererseits: Wer mag schon München verlassen für die Aussicht auf ein blutiges T-Bone-Steak und Chardonnay mit Eiswürfeln? Als dankbarer Sieger mußte sich Sampras gerieren, weil ihm Becker mit seinem Sieg gegen Edberg erst den Einzug ins Halbfinale ermöglicht hatte. Was nun letztlich das Match in der Vorrunde vom Finale (4:6, 6:3, 7:5, 6:4) unterschieden hat? Sampras trocken: „Am Mittwoch hab' ich verloren – und heute gewonnen.“ Und Boris Becker? Ist immerhin nun wieder die Nr.3 der Weltrangliste. Schätzt, daß er die Klasse von „Pete und auch Agassi“ erreicht hat und daß sein Comeback auf stabilem Hintergrund aufgebaut ist: Jener nämlich sei zehn Monate alt und höre auf den Namen Noah. Becker hat jedenfalls dem „wunderbaren Publikum“ versprochen, das erklommene Niveau auch im nächsten Jahr halten zu wollen.

Erhalten bleibt Frankfurt nach Informationen der taz auch die ATP-WM – zumindest bis 1997. Das freut auch die Akteure: (Fast) alle haben die „Grand ol' Festhalle“ ins Herz geschlossen. Klaus-Peter Klingelschmitt