Basta mit Basta

■ Bürgerproteste verhindern Freisetzungsversuch mit genmanipuliertem Mais in Baden-Württemberg

Harthausen (taz) – Eine der schwärzesten Ecken in Baden- Württemberg hatten sich die Manager der Agrevo ausgeguckt. Im kleinen Harthausen im Kreis Rottweil wollten sie im nächsten Frühjahr ihr Totalherbizid „Basta“ an genmanipuliertem Mais testen. Mit Bauer Rudolf Stöffler sei alles klar, so dachten die Manager der Tochterfirma von Hoechst und Schering – und auch mit Widerstand sei wohl kaum zu rechnen. Doch sie haben sich geschnitten. Die Harthausener haben „Basta“ gerufen, und am Montag abend hat die Agrevo kleinlaut den Rückzug angetreten.

„Basta“, mit wissenschaftlichem Namen Glufosinate, vernichtet alles, was grünt und blüht. Nur wenn cleverer Forschergeist Pflanzen entwickelt, die gegen Basta resistent sind, kann auf den Feldern etwas wachsen. Genau daran bastelt die Agrevo seit gut zehn Jahren herum. Die Bioenergetiker haben unter anderem beim Mais ein Gen entdeckt, das gegen Basta resistent macht. Ein Milliardengeschäft könnte das werden: Denn außer dem Herbizid Basta könnte die Agrevo auch gleich das passende Saatgut verkaufen.

In Kanada hat die Agrevo schon auf 1.500 Hektar Freilandversuche angestellt, und auch in Deutschland war sie schon aktiv. Im nächsten Jahr sollen die Testreihen an weiteren vier inländischen Standorten unter freiem Himmel erprobt werden. Hoechst und Schering werben für das Produkt: Zwar ist Basta ein Totalherbizid, aber für die Umwelt sei es viel leichter zu verkraften als andere Unkrautvernichter. „Es baut sich viel schneller ab und unterschreitet die geltenden Grenzwerte der Behörden bei weitem“, so der Agrevo-Pressesprecher Jürgen Canstetter.

Kaum hatte die Agrevo ihre Tests mit dem genmanipulierten Mais angekündigt, da meldeten sich die Gegner: als erste die Harthausener Gemeinderätin und BUND-Aktivistin Maria Kitzler. Auch Bündnis 90/ Die Grünen im Kreis Rottweil waren sogleich alarmiert. Eine Infoveranstaltung wurde organisiert. Und siehe da: Das schwarze Eck im Ländle ist aufgewacht. An die hundert Leute drängten sich im Nebenzimmer der Dorfkneipe in Harthausen, um zu erfahren, was die Agrevo denn da im Schilde führt. Selbst die Bauernfunktionäre meldeten am Tag danach im Landwirtschaftsamt ihre Kritik an.

So kam am Montag das Aus. Die Agrevo hatte zu einer Informationsveranstaltung in der Harthausener Gemeindehalle geladen. Und wieder ist die Halle voll. Am Mittag hatten sich die Herren zu letzten Verhandlungen mit Bauer Stöffelt getroffen. Und der hat den verdutzten Herren erklärt, er habe sich durch die Diskussionen in den letzten Wochen umstimmen lassen. Agrevo-Pressesprecher Canstetter aber bleibt hoffnungsvoll: „Harthausen ist nicht überall.“ Martin Himmelheber