Her mit Tantiemen für Gérard Depardieu

■ Sechshundert französische Synchronsprecher sind seit Wochen im Ausstand – heute wird die Legalität der Aktion geprüft. Die Studios werden langsam nervös.

Französische Synchronsprecher, ausgebildet an den besten Schauspielschulen, haben den Bettel hingeworfen und befinden sich seit einem Monat in einem Streik, der inzwischen anfängt, ernsthaft wehzutun. Woody Allens „Bullets over Broadway“ hängt ebenso in der Luft wie Kenneth Branaghs „Mary Shelley's Frankenstein“ (dem das möglicherweise gut bekommt) oder Robert Redfords „Quiz Show“ – alle sollten im Januar anlaufen. Inzwischen werden auch die Fernsehstationen nervös; arte hat gedroht, wenn der Streik noch andauere, sehe man sich gezwungen, die Filme schlicht zu untertiteln. Die Synchronstudios lassen verkünden, sie könnten sich noch etwa vierzehn Tage halten, dann ginge ihnen die Luft aus. Durch ihren Verband haben sie gegen den Streik geklagt, dessen Legalität heute geprüft werden soll.

Die Schauspieler, allen voran Michel Piccoli oder Gérard Depardieu, der beispielsweise Kenneth Branagh synchronisiert, oder Daniel Gall, der von Tarzan über Kojak und Rintintin alles gemacht hat, was das Volk begehrte, fordern vor allem von Fernsehstationen, Kinobesitzern und Videoproduzenten Tantiemen für die Wiederaufführungen. Unterbezahlt fühlen sich vor allem die Synchronsprecher, die die vielen kleinen anonymen Soap-Operas sprechen, die ständig wiederholt werden. Kabelfernsehen und Videomarkt sind die Hauptrecycler. Außerdem fordern sie zwei Prozent der Distribution.

Dieser Tage wird sich entscheiden, wer in die Knie gehen muß. Die Frage hängt unter anderem davon ab, ob es den Streikenden gelingt, sich als „Künstler“ zu behaupten. Ein Gesetz von 1985 sieht nämlich vor, daß über die Distribution audiovisueller Produkte „mit den Künstlern“ verhandelt werden muß.

Die amerikanischen Majors hatten zunächst gedroht, außerhalb Frankreichs synchronisieren zu lassen – aber da wiederum ist ein französisches Gesetz vor, das seine nationale Filmkultur unter anderem dadurch zu schützen versucht, daß Filme dort synchronisiert werden müssen, wo sie gezeigt werden sollen. Dennoch werden die ersten amerikanischen Filme jetzt in Brüssel und der Schweiz bearbeitet, „Mary Shelley's Frankenstein“ zum Beispiel. mn