Das Kirchenjahr beginnt am 1. Advent

■ betr.: „Liebe Maria, ist das ge recht?“, taz vom 15.11.94

Liebe Maria, himmlische Informationsküchenchefin, das fand ich aber göttlich, daß Du der Anita eine epd-Information zugesteckt hast. Jetzt klär sie doch gleich noch auf, daß ein Kirchenjahr seit seiner Erfindung am 1. Advent beginnt (Erst eins, dann zwei...).

Und daß der Bußtag eine Erfindung der Nil-Pharaonen, der mesopotamischen Großkönige und der römischen Senatoren ist. In der Folge auch mittelalterlicher Kaiser und später protestantischer Kleinfürsten. Fällig immer dann, wenn staatlich organisiertes Chaos (Krieg, Pest, Hunger) schadensmäßig begrenzt werden sollte. Durchs Volk halt.

Jetzt endlich entdecken die Länderfürsten, daß diese Funktion einem erschlichenen Bett-Tag gewichen ist und diese Restprotestanten nun blau machen, den unaufhaltsamen Fortschritt in Wirtschafts- und Sozialklempnerei freizeitparkmäßig aufhalten wollen. Durchschlafen, durchatmen, durchdenken... Ein einziger Anreiz zur Aufmüpfigkeit! Weg mit diesen unsittlichen Volksbräuchen!

Ach ja, Maria, könntest Du vielleicht noch einen informationsgetränkten Evangelen als ABM- Kraft in die taz-Hütte einschleusen? Damit die Leute von der taz in Sachen Kirche(n) nicht immer auf diese jahrzehntelang abgehangenen Urgroßeltern-Vorurteile angewiesen sind? Dein Evangele

Werner Schneider, Bayreuth

Liebe Anita, recht hast Du, wenn Du den einzigen evangelischen Feiertag retten willst! Es war schon infam bis verlogen, als der Vorschlag zur Streichung dieses Feiertages seinerzeit als allererstes aus Bayern kam, wo er (zumindest in den überwiegend katholischen Landesteilen) gar kein Feiertag ist! – Weswegen München alljährlich an diesem Tag überfüllt ist mit Leuten aus den angrenzenden Gebieten, die zum Einkaufen dorthin fahren.

Aber ehrlich, Anita, sehr kirchenverbunden scheinst Du ja nicht zu sein. Sonst wüßtest Du nämlich, daß am Toten- und Ewigkeitssonntag nicht das neue Kirchenjahr beginnt (das wäre ein trauriger Anfang!), sondern das alte endet. Das neue Kirchenjahr beginnt alljährlich am 1. Advent!

Wie wär's denn mit folgender Lösung? Da hat doch kürzlich bei der westfälischen Landessynode jemand einen Vorschlag gemacht, der – wie er ausführte – ökologisch, ökonomisch und ökumenisch wäre: Man sollte Christi Himmelfahrt und Mariä Himmelfahrt (letzter ist in erzkatholischen Landstrichen noch Feiertag) zusammenlegen zu einem Feiertag; die beiden könnten doch eine Fahrgemeinschaft bilden, man hätte einen Feiertag weniger, und Protestanten und Katholiken könnten gemeinsam feiern. Ich denke, Maria und Jesus hätten nichts dagegen. Margret Meerwein,

Hagen/Westfalen