Unterm Strich

Erasmus-Preis für Sigmar Polke – immerhin 300.000 Gulden. Polke, der Realist im rheinischen Kosmos, Begründer des „Kapitalistischen Realismus“, reüssierte in den sechziger Jahren als gegen minimalistische und konzeptuelle Strömungen anmalende Kultfigur. Eigenartigerweise wurde seine ironische Behandlung esoterischer Essentials gelegentlich mißverstanden, Polke als „Maler des Übersinnlichen“ gepriesen. Dabei ist der Mann in etwa so übersinnlich wie Helge Schneider. Prinz Bernhard, Stifter des seit 1958 verliehenen höchsten Kulturpreises der Niederlande, nannte in seiner Laudatio den 57jährigen, in Köln lebenden Polke einen „Zauberer“: „Was Sie uns in Ihrem Werk vorstellen, ist eine neue Art und Weise, die Welt zu sehen.“ In Polkes Werk verschmelzen, wie Bernhard hervorhob, „traditionelle Genres wie Landschaft, Stilleben und Porträt mit geometrischen Formen. Das Problem der Wahl zwischen gegenständlicher oder abstrakter Darstellung ist für Sie eine zurückliegende Station.“

Nach dem großen Zampano soll jetzt das Team kommen: Der Brite Jasper Parrott, seit Justus Frantzens Rücktritt neuer Chefberater des Schleswig-Holstein Musik Festivals, sucht Unterstützung auf internationaler Ebene. „Ich möchte ein kleines, hochqualifiziertes Team internationaler Kräfte aus der Welt der Festivals und der Musik zusammenbringen und hoffe, daß so die kreativen Energien dieses großen Festivals erweitert werden können“, so Parrott am Dienstag, kurz bevor er in seiner Eigenschaft als Konzertmanager von London in die USA jettete. Im Hintergrund schwebt dabei allerdings immer noch die Imago des blondgelockten Frantz. Der unter Frantz erwirtschaftete Ruf müsse „gefestigt und abgesichert werden“. Indessen hat ein wichtiger Sponsor, der Finanz- und Versicherungskonzern Göttinger Gruppe/Securenta AG, nach zwei Jahren, in denen er je 700.000 Mark zugeschossen hatte, weitere Gelder für das Festival aufgekündigt. Die Förderung sei „an eine langfristige Perspektive mit Justus Frantz gebunden“ gewesen, erläuterte Vorstandssprecher Jürgen Rinnewitz. Nur Frantz sei förderungswürdig, „der Professor war der Garant für die Qualität und Innovation und hat dem Festival zu seinem Stellenwert über die Landesgrenzen hinaus verholfen“.

Preise gibt es mittlerweile übrigens auch schon für Sponsoring-Konzepte, und man kann, muß es aber angesichts des dauergewellten Frantz nicht für einen Zufall halten, daß ein umweltbewußtes Haarpflegekonzept, nämlich der „Schwarzkopf Award“ mit dem 1. Umwelt-Sponsoring-Preis der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Jury-Sprecher Peter Strahlendorf begründete die Verleihung im Rahmen des Kongresses „Perspektiven für den Wirtschaftsstandort Deutschland“ in Hannover mit den folgenden Worten: „Der Schwarzkopf Award hat

einen mehrstufigen Markt von Friseuren, Endverbrauchern und Nachwuchs kommunikativ erreicht und dabei einen Bewußtseinsprozeß in Gang gebracht. Darüber hinaus ist dem Schwarzkopf Award die Integration von realen Produkten gelungen.“

Die Lebensgewohnheiten in Ost- und Westdeutschland, hat eine Umfrage des Deutschen Städtetags ergeben, werden einander insgesamt und grosso modo immer ähnlicher – bis auf einen Punkt: den Tod und die Form der Bestattung. Während in Ostdeutschland die meisten Toten eingeäschert werden, bevorzugt der Westler nach wie vor die Erdbestattung. Besonders signifikant sind die Werte in Neuhaus und Plauen. 98 bzw. 94,9 Prozent aller Verstorbenen werden dort eingeäschert, während es beispielsweise in Bochum nur 15,1 sind.

Heißa, bald ist... In Hamburg läuft – zum Anwärmen – schon mal eine Ausstellung mit Krippen aus aller Welt, genauer gesagt aus 57 Ländern, gesammelt von der Hamburgerin Mechthild Ringguth (66). Besonders apart, neben Modellen aus Robbenfell, Rentierbein, Ziegenhaut, Kork, Bhodi-Baum-Blättern, Holz und Eierzucker, eine Figurinengruppe aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie wurde nämlich in einen Schlehenkern geschnitzt.

Beim Tagesspiegel hat man sich „ein Weihnachtsspektakel ganz besonderer Art“ ausgedacht, wie es in einer Pressemeldung heißt: Künstler schmücken Laubbäume vor dem Reichstag! Dazu ein Rahmenprogramm, in dem u.a. das „Kabarett Kneifzange“, „Ulf und Zwulf“, „Die Mimikritschi“ sowie der Männerchor Carl-Maria von Weber auf den Treppen des Reichstages die eine oder andere Nummer zur Darbietung bringen werden. „Sie dürfen diese spektakuläre Aktion in Wort, Bild und Ton festhalten und vielen Berlinern und Berlinerinnen nahebringen.“ Danke nein / muß nicht sein / ein Verzicht / schadet nicht.