„Blöd, klar, weiß ich jetzt auch“

■ Die 28jährige Karen Braun, die in Istanbul unter Hausarrest steht, über ihre Verhaftung durch die türkischen Behörden

taz: Kannst du im Moment unbehelligt sprechen?

Braun: Jaja, mehr oder weniger.

Darf man fragen, was mehr oder weniger heißt?

Nein.

Die Polizei soll Propagandamaterial bei euch gefunden haben.

Wir hatten Kassetten dabei. Das Problem ist halt, die waren eingepackt, und wir dachten, das wären Musikkassetten. Wir wollten die als Geschenk mitbringen.

Da waren dann auch die Ansprachen von PKK-Chef Özcalan dabei?

Offenbar. Wir haben die nicht gesehen. Die Polizei hat die dann halt aufgemacht, und da haben wir eben gesehen, daß das gar nicht nur Tonkassetten waren, sondern Videos dabei waren. Da gibt es so kleine Videokassetten, die sind genauso groß wie Tonkassetten.

Ihr sollt auch ein Satellitentelefon ins Land gebracht haben.

Das haben wir hierhin gebracht.

Warum?

Auch als Geschenk.

Ist das nicht ein bißchen leichtsinnig? Man kann sich doch denken, daß das nicht gut ankommt bei den Grenzbehörden.

War halt blöd, klar, ich meine, jetzt weiß ich das auch.

Du durftest inzwischen deinen Freund Andreas besuchen. Wie geht es ihm?

Soweit ganz gut. Rein menschlich war die Zeit auf der Polizei, wo wir uns noch gesehen haben, angenehmer für ihn, weil du dich einfach unterstützt, wenn du dich ein bißchen sehen kannst – auch wenn du nicht miteinander reden kannst.

Wie geht es dir?

Inzwischen geht es mir wieder ganz gut. Wenn du rauskommst, das ist irgendwo so ein Schock, weil dann prallt das halt alles auf dich ein, Presse und weiß ich nicht was.

Du willst keinen Presseandrang?

Eigentlich lieber nicht.

Meinst du, daß dir Demonstrationen in Deutschland helfen könnten?

Nein, bisher nicht. Interview: Bernd Neubacher