Bio-Café unter Kuhköpfen

■ Bremens Ökoszene schafft sich im „Kaffé Körnerwall“ einen schönen Treffpunkt

Bremens Ökoszene erweitert ihr Angebot. Im Umfeld der „Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft“, die bereits in fünf Stadtteilen sogenannte „Bauernläden“ zur Direktvermarktung biologischer Landwirtschaftsprodukte aus dem Bremer Umland betreibt, gibt es mitten im Ostertor jetzt auch ein kleines, feines Café. Das gesamte Erdgeschoß der ehemaligen freien „Kinderschule“ am Körnerwall wurde von Mitgliedern der Genossenschaft mit viel Liebe zum Detail renoviert und im Wiener Kaffeehausstil eingerichtet. Ab heute steht es täglich außer montags für Veranstaltungen, zum ruhigen Lesen und Spielen oder einfach als Treffpunkt ökologisch interessierter Menschen zur Verfügung.

Schon mit dem etwas schrägen Namen „Kaffé Körnerwall“ wollen die weitgehend ehrenamtlichen BetreiberInnen des Cafés deutlich machen, daß ihnen nicht daran liegt, der Kneipenszene im Ostertor ein weiteres Konsumangebot hinzuzufügen. „Wir hoffen, daß die Leute bei uns miteinander sprechen“, sagt Henning Menzel vom „Verein Sozialökologie“, der als offizieller Träger des Cafés auftritt. Zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen von der unabhängigen Bauernzeitung über die taz bis zum „New Yorker“, die abonniert wurden oder von Vereinsmitgliedern regelmäßig vorbeigebracht werden, sollen nicht nur als Lesestoff ausliegen. Menzel: „Wir hoffen, daß die Cafébesucher sich auch über das austauschen, was sie da gerade lesen.“

Der Unterschied zu normalen Cafés zeigt sich auch an der Karte. Alle Getränke und Speisen werden – soweit irgendwie möglich – aus den biologischen Produkten der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft selber bereitet. Und beim Rest wird – wie zum Beispiel beim Kaffee – zumindest darauf geachtet, daß er aus genossenschaftlichen Projekten des Solidaritätshandels stammt. Trotzdem liegen die Preise weit unter dem üblichen Niveau. Zum gesunden Essen und Trinken gehört im Kaffé Körnerwall auch gute Luft: geraucht werden darf nur auf der Terrasse oder im Garten hinter dem Haus.

Als Vereinseinrichtung ohne Kneipenkonzession bewegt sich das Kaffé Körnerwall auf einem schmalen juristischen Grat. Neben den gut 500 Mitgliedern der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft steht es zwar auch anderen Interessierten offen. Die müssen aber zunächst einmalig für zwei Mark oder für 20 Mark ein ganzes Jahr lang Fördermitglied des Trägervereins werden und bekommen dafür ein kleines persönliches BesucherInnen-Kärtchen.

Ein abtrennbarer Nebenraum des Cafés kann für ökologisch orientierte Gruppen, Veranstaltungen oder Debatten gemietet werden. Bisher haben bereits die „Freie Remberti-Universität“, die „Milchtütenbande“ das „Bündnis Bremer Verkehrsinitiativen“ oder die Veranstaltungsreihe „neue Städter braucht das Land“ dieses Angebot angenommen. Und zur Eröffnung zeigt das Kaffé Körnerwall eine Ausstellung des Bremer Fotographen Lutz Poltrock. Zu sehen sind darauf Kuhkopf-Portraits, aufgenommen auf den Biohöfen der Genossenschaft. Ase

Das Kaffé Körnerwall ist Dienstag bis Samstag von 15.30-21.30 Uhr und Sonntags von 10-18 Uhr geöffnet.