: Schenken und schenken lassen
■ Zur schönsten Quälerei des Jahres: Vorteile für VerpackungskünstlerInnen
Die Lektüre der ein oder anderen Frauenzeitschrift mahnt schon an: es weihnachtet fürchterlich. Backtips, Glitzerengel, neue Kerzen-Variationen, Advents-Puntsch mit Zimt und Zitrone. Nichts da mit Zeit lassen, vonwegen noch fünf Wochen. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: es gilt wieder einen Personenkreis und lieben FreundInnen und Verwandten zu beschenken.
Und es gilt sich rechtzeitig mit dieser Problematik vertraut zu machen, sonst geht es uns wieder so, wie jedes Jahr fünf Stunden vor Heilig Abend: wir stehen schweißgebadet vor den Nippes-Regalen einer Kaufhausabteilung und suchen händeringend etwas Sinnvolles, Schönes für unter 30 Mark. Die ersten Kirchenglocken läuten bereits, leise rieselt der Schnee und wir wickeln es irgendwie in buntes Papier und hoffen,daß die Beschenkten diesen Mangel an liebevollem Aufwand nicht bemerken.
Erlaubt sei vorweg die Frage, muß man überhaupt schenken? Ja, man muß. Dem ökologischen Schaden von möglicherweise zuviel und unnütz umgesetzer Ware, die möglicherweise wieder sehr schnell dem Wertstoffkreislauf zugeführt wird, steht ein noch sehr viel größerer möglicher psychischer Schaden von enttäuschten Kinder- und Erwachsenenseelen gegenüber. Stellt sich die Frage, was schenken, und vor allem wem? Dem gewohnten Kreis von Freunden und Verwandten gesellen sich oft Neuzugänge hinzu, zu denen die Schenk-Beziehung noch nicht geklärt ist. Was tun, wenn die neue Freundin des Bruders etwas schenkt, und frau selbst völlig nackend dasteht? Für diesen Fall empfehlen sich Notfallgeschenke, kleine Aufmerksamkeiten wie bunte Seifenkugeln oder Pralinen, die unter fünf Mark kosten und durch adäquate Verpackung als richtiges Geschenk getarnt werden. Schenkt der andere nicht, behält man das Zeugs und braucht es selber auf.
Überhaupt ist mit der Verpackung auch manche Finanz- oder Ideenkrise leicht zu kaschieren. Und da Plastikschleifen und Lackpapier inzwischen als umweltschädlich bekannt sind, gelten erfreulicherweise schlichte Materialien wie Packpapier und Bindfaden auch in breiten Bevölkerungskreisen als schön . Hier, taz-untypischerweise, ein paar Geschenkpapierbasteltips:
–Man nehme braunes Packpapier, packe das Geschenk darin ein Vom Rest einen fingerbreiten Streifen abreißen, den Rand ausfransen und aufrollen, so daß eine Blüte entsteht. Zwei Blätter dazu ausschneiden und das ganze mit Uhu festkleben. Wenn dann noch der Name des Empfängers Buchstabe für Buchstabe ausgeschnitten und aufgeklebt wird, fühlt sich dieser individuell beschenkt.
–Statt Blumen lassen sich auch kleine Schiffchen, Treppchen oder x-beliebige andere Details formen. Das sieht edel aus.
–Man nehme wieder Packpapier, male mit hellen Wachskreiden Namen und Blumen oder Wölkchen oder Sterne oder ähnliches auf. Anschließend das Papier mit andersfarbiger Tusche übermalen und Trocknen.
–Weißes Papier gleichmäßig mit bunten Kreidestrichen überziehen, diese verwischen und mit FCKW-freien Haarspray fixieren. Wahlweise Wölkchen oder Sterne malen und verwischen..
–Geschenk in braunem Packpapier. Kleine Engel aus rosa und weißem Fimo modellieren und zusammen mit Tannenzweig aufs Papier kleben
Kaija Kutter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen