■ Das Portrait
: Regine Marquardt

Bis spät in die Nacht rangen Mecklenburg-Vorpommerns CDU Ministerpräsident Bernd Seite und sein neuer Kabinettskollege von der SPD, Harald Ringstorff, am Mittwoch um die Koalitionsvereinbarung. Einer der wichtigsten Streitpunkte war die Schulpolitik und die Vergabe des Kultusministeriums. Der SPD-Landeschef kämpfte um das Kultusministerium nicht nur, weil die Sozialdemokraten hoffen, sich durch eine andere Bildungspolitik profilieren zu können, sondern weil Harald Ringstorff auch die von ihm erwählte Kandidatin für das Ministeramt besonders am Herzen lag. An seiner Partei vorbei hatte der SPD-Politiker die parteilose Publizistin Regine Marquardt bereits im Sommer in sein Schattenkabinett berufen.

Die neue Kultusministerin Foto: M. Meyborg/Signum

Die 45jährige gilt als eine der bekanntesten Publizistinnen in Mecklenburg-Vorpommern. Als Theologin und Mitarbeiterin der mecklenburgischen Landeskirche schloß sie sich im Wendeherbst in Rostock dem Neuen Forum an. Doch statt eine Karriere in der Politik anzustreben, gründete Regine Marquardt 1990 die Zeitschrift Mecklenburger Aufbruch und widmete sich als Herausgeberin und Chefredakteurin mit erheblichem finanziellem und personellem Engagement der Aufgabe, neben den ehemaligen SED-Bezirkszeitungen eine unabhängige Wochenzeitung in Mecklenburg-Vorpommern zu etablieren. Zeitweise war die Zeitschrift in der Region durchaus anerkannt. Der Versuch scheiterte wie immer am Geld. Nach drei Jahren mußte der zuletzt monatlich erscheinende Aufbruch wegen ausbleibender Anzeigen aufgeben. Bis der SPD-Spitzenkandidat sie in die Politik holte, arbeitete die zukünftige Kultusministerin und Mutter zweier Kinder als freie Journalistin unter anderem für das bei den Fischköpfen populäre „Radio Mecklenburg-Vorpommern“.

In der Bildungspolitik steht der neuen Ministerin einiges bevor. In keinem Bereich hatte sich die letzte Landesregierung mit ihrem starren Festhalten an dem dreigliedrigen Schulsystem derart verrannt und sind gleichzeitig die Gemeinsamkeiten zwischen SPD und PDS größer als in der Schulpolitik. In der Koalitionsvereinbarung haben sich CDU und SPD zwar darauf geeinigt, auch die Gesamtschule zur Regelschule zu machen, wenn sie von den Betroffenen gewollt werde und auch die Kleinschulen zu erhalten, aber letztlich wird es auf die Durchsetzungskraft der Neupolitikerin ankommen.

Christoph Seils