Banalität für alle

■ Theater in der Basilika: Hausherr Gunnar Dreßler inszenierte „Traumfrau verzweifelt gesucht“

Für Harald (Stephan Hippe) lief es schon einmal besser. Seit der 34jährige von seiner Ehefrau Julia verlassen wurde, weiß der Informationsanalytiker nichts mehr mit seinem Leben anzufangen. Grau sind die Tage, noch trüber die Nächte, die Harald alleine verbringen muß. Dumm gelaufen, möchte man meinen, nur eines hat der Geschaßte nicht verdient: Verständnis oder Anteilnahme, schließlich ist er seit über einem Jahr zwangsweise solo und lamentiert dennoch permanent. Das Selbstmitleid trieft aus allen Poren, und man fragt sich, wie es Julia sieben Jahre mit dem Jammerlappen aushielt.

Gäbe es nicht Henriette (Susanne Kunze), Harald wäre tatsächlich so alleine, wie er sich fühlt. Die alte Freundin kümmert sich liebevoll um den Verzweifelnden und zeigt ihm eine neue Perspektive auf: Partnerglück per Kontaktanzeige. So überwindet sich Harald schlußendlich („Das ist nur was für die, die keine abkriegen“) und antwortet auf verschiedene Angebote. Wie die insgesamt vier Dates – tumbe Trish, kopulationswillige Kamilla, geile Gaby und anspruchsvolle Anja (ebenfalls Susanne Kunze) – verlaufen, zeigt Traumfrau verzweifelt gesucht, eine Komödie von Tony Dunham, die am Freitag Premiere im Theater in der Basilika hatte.

Um mehr könnte es gehen, doch am Ende ist es viel weniger, denn Regisseur Gunnar Dreßler scheint seinem Publikum nicht viel Phantasie zuzutrauen. Daß sich Harald und Henriette kriegen, ist von Beginn an so sicher, wie die Inszenierung riskoarm ist – ziemlich. Mäßig spannend verrinnen die fast zwei Stunden, denen es an überraschende Wendungen ebenso mangelt wie an Tempo. Es fehlte nicht am guten Willen, wohl aber an allem, was gemeinhin eine Komödie auszuzeichnen pflegt.

Ob Trish oder Anja, ob „Eisenstein“ oder „Kunsthalle“ als Treffpunkt – Klischeehaftes und Abgedroschenes stehen sich gegenseitig auf den Füßen: Dialoge und Orte bleiben so rein formale Anknüpfungspunkte. Dreßler und den beiden Schauspielern gelingt es nicht einmal, die Realität zu verdoppeln und dem ganzen einen quasi dokumentarischen, wie auch immer neutralen Touch zu geben. Statt möglicher Chronik von Alltäglichem gibt es Rekonstruktion von Banalität. Was für sich genommen auch funktionieren könnte, wäre Dreßler nur bereit, es auf die Spitze zu treiben.

Anscheinend aber will Dreßler niemanden ausschließen, damit sich alle wiederfinden können. Dabei ergeht es ihm wie Harald beim Bekämpfen seiner Einsamkeit, die auch eine Geilheit ist: Statt der heißen Nummer ist es letztlich doch wieder nur die sichere. Verständlich, liegt das scheinbar Gute doch so nah. Clemens Gerlach