Kosten interessierten Olympia GmbH nicht

■ Eklatante Versäumnisse des Regierenden Bürgermeisters bei der wirtschaftlichen Kontrolle der Olympia-Bewerbung

Selbst die karge Sprache der Mitarbeiter der Prüfungsabteilung der Senatskanzlei macht deren Verwunderung unübersehbar. Die Prüfung der Belege habe „Mängel in der Wirtschaftsführung der GmbH ergeben“ und eine „nicht ausreichende Beachtung der Prinzipien einer sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung“, hieß es im Bericht, den der Regierende Bürgermeister Mitte September 1994 erhielt. Diepgen störte das nicht; wenige Tage später entlastete der Aufsichtsratsvorsitzende der Olympia GmbH den Geschäftsführer Axel Nawrocki.

Wie ungeniert dieser mit öffentlichen Geldern umging, wird nun stückchenweise bekannt. Für erhebliches Erstaunen bei den Prüfern sorgten vor allem „enorme Verschiebungen zwischen dem Ist und dem Soll“. So ist dem Verwendungsnachweis für 1992 zu entnehmen, daß der Werbefilm statt geplanter 500.000 Mark schließlich 1,1 Millionen Mark verschlang. Auch bei der Bewerbungsschrift für das Olympische Komitee blieb es nicht bei den kalkulierten 300.000 Mark. Am Ende kamen 1,08 Millionen Mark heraus – eine Steigerung um 236 Prozent, wie die Prüfer pikiert errechneten. Das ist noch nicht einmal der Spitzenwert: Die Kosten für die Werbeagentur steigerten sich von kalkulierten 200.000 Mark um 464 Prozent auf 1,128 Millionen Mark und für Olympia-Signet sowie -Slogan kamen laut Geschäftsbericht statt 200.000 Mark satte 825.000 Mark zusammen. Für freie Mitarbeiter wurden nicht die geplanten 250.000 Mark, sondern 686.000 Mark ausgegeben. Und der nicht einmal vorgesehene Posten „Reisekosten externe Mitarbeiter“ verschlang 152.000 Mark – die „aufgrund fehlender oder unzureichender Abrechnungsunterlagen“ nicht einmal überprüfbar waren. Selbst entlastende Posten im Geschäftsbericht sind trügerisch. So sollten die Mietkosten 1992 laut Geschäftsbericht statt 900.000 Mark nur 590.000 Mark betragen. Anfang 1994 aber forderte die Olympia GmbH zusätzliche 911.000 Mark für Miete.

Das buchhalterische Chaos, bei dem Gelder doppelt überwiesen, Eintrittskarten für die Olympischen Spiele in Barcelona zu hohen Schwarzmarktpreisen erworben und ungenutzte Hotelzimmer bezahlt wurden, bringt Diepgen unter Erklärungsdruck. Bei Kostenüberschreitungen von fünfzig Prozent hätte die Senatskanzlei von der Olympia GmbH informiert werden müssen – was nicht geschah. Der nach dem GmbH- Gesetz haftungsverantwortliche Diepgen muß zudem neue Enthüllungen fürchten. Schließlich steht der Geschäftsbericht für 1993 noch aus. Gerd Nowakowski