„Der Club ist keine Jugendsendung mehr“

■ Am Donnerstag wird „ Der Club“ 25 Jahre alt / „Club“-Chef Stephan Brünjes über den Wandel des Evergreens

Am 1. Dezember 1969 ging die erste „Club“-Sendung über den Äther. Übermorgen feiert die Sendung ihren 25. Geburtstag, doch die ruhmreichen Zeiten eines Klaus Wellershaus oder Henning Venske, als der Club unverzichtbarer Bestandteil im Leben eines jeden musikinteressierten Jugendlichen war, sind längst passé. Heute prägen „Wunschkonzert“ oder „NDR-Riesenfeten“ das Bild. Überhaupt hat sich der Club im Laufe der fast 9.000 Ausgaben ziemlich grundlegend verändert: seit Mitte der 80er ist Easy listening vorherrschend. Täglich von 18 bis 24 Uhr, von Flensburg bis Kassel wird die Sendung ausgestrahlt und von über 300.000 Menschen gehört. 20 Mitarbeiter (Alter zwischen 20 und 30) gehören zur Kern-Redaktion, davon 13 Moderatoren. „Ein junges und engagiertes Team“, findet Stephan Brünjes, der seit anderthalb Jahren Club-Chef ist. Clemens Gerlach sprach mit dem 33jährigen, der behauptet: „Wir fahren nicht immer Vollgas wie OK Radio, sind aber auch mal auf der Überholspur.“

taz: Verglichen mit der taz seid Ihr ziemlich alt.

Stephan Brünjes: Es ist außergewöhnlich, daß eine Radiosendung 25 Jahre alt wird und dabei denselben Namen behält und auf der gleichen Welle bleibt. Wir sind aber auch nicht so altbacken geworden, daß uns keiner mehr hört.

Wer hört Euch denn?

Leute im Alter der NDR 2-Zielgruppe, von Anfang 20 bis teilweise über 50, die sich in erster Linie für die Musik interessieren und Spaß an einer besonderen Sendung haben.

Was ist denn am „Club“ so besonders?

Wir haben unsere eigene Note, bieten spannende Reportagen, Satire, Sport und Interviews. Der „Club“ bietet mehr als die Konkurrenz und ist ein musikorientiertes, unterhaltsames Abendmagazin, in dem sich alles wiederfindet, was wir spannend finden.

Auch politische Themen?

Wir hatten zum Beispiel eine Reportage über polnische Händler, die kurz hinter der Grenze bei Frankfurt an der Oder Nazi-Musik verkaufen.

Mir scheint der „Club“ früher wesentlich engagierter gewesen zu sein.

Das stimmt nicht. Wir haben mehrteilige Beiträge über Scientology, Hooligans und Skins gemacht.

Wie ist das Verhältnis von Wort und Musik? Habt ihr nicht immer kürzere Wortbeiträge?

Von einer Stunde sind das durchschnittlich 15 Minuten inklusive Werbung und Nachrichten. Wir sind jedoch nicht festgelegt, bei uns sitzt keiner mit der Stoppuhr.

Was hat sich in den 25 Jahren verändert?

Gewandelt hat sich erst einmal die Rundfunklandschaft. Seit es Private gibt, ist der „Club“ moderner geworden und hat sich den veränderten Hörgewohnheiten angepaßt. Die Beiträge haben jetzt konsumierbare Längen. Darüber kann man streiten. Aber die meisten Leute hören nicht mehr aufmerksam zu, sondern waschen nebenbei ab.

Stimmen denn die Quoten wenigstens? Euch laufen ja die Hörer weg.

Die Zeitungen, die das behaupten, deren Verlage haben immer Anteile an Privatsendern und somit ein Interesse, die Öffentlich-rechtlichen runterzuschreiben.

Verglichen mit den früheren Moderatoren sind die heutigen austauschbar.

Das ist deine Befindlichkeit. Ich glaube, daß die Identifikation sehr hoch ist. Der NDR 2 hat in Norddeutschland die bekanntesten Moderatoren. Unsere Leute sind viel vor Ort und wissen wie der Norddeutsche so tickt.

Aber eine Sendung wie „Einmal Moderator sein“ gibt es nicht mehr. Hörerbeteiligung scheint weniger gefragt.

Das stimmt nicht. Die Leute haben etliche Möglichkeiten anzurufen, sie werden nur nicht dazu aufgefordert.

Auf den Sender kommen die aber nicht mehr so wie früher: „Herr Detthard Fissen, Sie müssen wissen, Ihre Sendung ist beschissen.“

Diese Sendung war damals eine gute Idee. Die meisten, die heute den Club hören, finden das jedoch doof und wollen keinen hören, der sich am Mikro ausprobiert. Dafür gibt es den Offenen Kanal.

Ich finde der Club hinkt heute den Trends hinterher, während er früher Themen besetzt hat.

Trends sind so kurzlebig, daß wir nicht jeden mitnehmen können. Wir wollen uns nicht überall ranhängen, aber wir gucken uns genau an, was an einem Thema dran ist.

An der Jugendkultur anscheinend wenig.

Der Club ist keine Jugendsendung mehr, weil die Hörer zwar jung geblieben, aber nicht mehr jugendlich sind. Für die haben wir N-Joy Radio.

Ich bleibe dabei: Ihr paßt Euch zu stark dem Mainstream an.

Man sollte sich nicht immer über den Publikumsgeschmack erheben. Nur dadurch wurde der „Club“ ein Evergreen.