Tod im Hamburger Tropeninstitut

■ Malariakranke vermutlich wegen Behandlungsfehlern tot

Hamburg (taz/AP) – In der Affäre um fünf Malariatote am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin gerät jetzt die Hamburger Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel unter Druck. Die CDU-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft forderte die SPD-Politikerin gestern zum Rücktritt auf. Der Fraktionsvorsitzende Ole von Beust warf ihr ein „gestörtes Verhältnis zur Wahrhaftigkeit“ vor. Und die Hamburger Ärztekammer kritisierte, die Senatorin habe Hinweise auf Organisationsmängel im Tropeninstitut zunächst ignoriert und dann gegenüber den Medien absichtlich verschwiegen.

Die scharfe Kritik stützt sich auf ein umstrittenes Gutachten, das die Ärztekammer in Teilen veröffentlicht hatte. Die Expertise des Münchener Professors Dieter Eichenlaub kommt zu dem Ergebnis, daß aufgrund schwerer Behandlungsfehler im Bernhard-Nocht- Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg fünf an Malaria erkrankte Menschen in den Jahren 1991 und 1992 gestorben sind. Die Todesfälle wären vermeidbar gewesen, so der Experte, wenn die Patienten rechtzeitig auf eine Intensivstation verlegt worden wären. Zudem seien mindestens drei der Schwerkranken ohne ihr Wissen in eine Versuchsreihe mit dem Durchblutungsmittel „Trental“ einbezogen worden – ein Mittel, das der Bekämpfung fortgeschrittener Malaria „nicht förderlich“ gewesen sei, wie der Direktor des Instituts einräumte.

In die Schußlinie geraten ist neben der Institutsklinik und deren mittlerweile beurlaubtem Leiter jetzt auch die Hamburger Gesundheitsbehörde. In ihrer Verantwortung lägen, so Eichenlaub, Ausstattung und Räume des Krankenhauses, die keinesfalls der dort betriebenen „Hochleistungsmedizin“ entsprächen. Die „Beibehaltung des jetzigen Zustandes“, heißt es wörtlich in der Studie, „könnte als Organisationsverschulden des Trägers“ angesehen werden.

Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel hatte vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz zwar die Vorwürfe des Gutachters gegenüber dem BNI öffentlich gemacht. Die Kritik an den technischen und organisatorischen Mängeln in dem renommierten Krankenhaus hatte sie jedoch verschwiegen.

Claudia Hönck