Verlagerte Fronten in der Sparpolitik

■ Uni kalkuliert Sparvarianten und warnt vor den Folgen

Einen Streit, wie er in diesem Sommer öffentlich ausgetragen wurde, wird es im folgenden Jahr zwischen Uni-Präsident Jürgen Lüthje und Wissenschaftssenator Leo Hajen wohl nicht geben. Nachdem Hajen vergangenen Woche vor einem zu „harten Sparkurs“ gegenüber den Hochschulen warnte, schilderte Lüthje gestern die Lage aus dem Blick der Uni.

„Ich bin froh, wenn die Uni und die Wissenschaftsbehörde am gleichen Strang ziehen“, sagte Lüthje. Denn analog zur Hajen-Aussage, im Hochschulbereich sei 1996 höchstens vier Millionen Mark und auch die nicht nur von der Uni einzusparen, sei er der Aufassung, daß die Uni künftig höchstens 1,5 Millionen Mark durch Stellenstreichungen einsparen könne. Lüthje: „Jemand, der etwas anderes fordert, kennt die personalwirtschaftlichen Fakten nicht“.

Derzeit sei die Uni dabei, losgelöst von den ständig wechselnden Vorgaben der Politik eine eigene Strukturplanung fürs nächste Jahrzehnt zu entwickeln, die verschiedene Einsparungen durchkalkuliert. „Wir werden versuchen, aus der Sicht der Uni noch vertretbare Varianten zu entwickeln und die Konsequenzen aufzeigen“, sagt Lüthje. „Und wir werden dafür sorgen, daß jede der Varianten für sich funktionsfähig bleibt“. „Politisch“ würde von der Unileitung jeder weitere Abbau abgelehnt, da er eine weitere Vernichtung von Studienplätzen bedeutet.

Bereits die für 1995 beschlossene Streichung von 61 Stellen, darunter 43 Professorenstellen, bedeute einen Verlust von 2000 Studienplätzen und eine Verschlechterung der Betreuungsrelation von 60 statt bisher 50 Studierenden pro Professor. Hamburg, so Lüthje, stehe gut an, diesen Kurs nicht weiter zu verfolgen, denn andernfalls stünden nicht mal genug Studienplätze für die Kinder dieser Stadt zur Verfügung. Da Hamburg beim Länderfinanzausgleich einen Metropolzuschlag von 35 Prozent bekomme, müsse es auch in diesem Umfang zusätzliche Plätze anbieten. Derzeit aber importiere Hamburg andernorts ausgebildete Akademiker.

Sollte die ursprünglich im April dieses Jahres von Finanzsenator Ortwin Runde verkündete Sparquote von 14 Prozent auch 1996 und 1997 auf die Uni entfallen, so würde dies einen Studienplatzabbau von 20 bis 30 Prozent bedeuten. Ein solcher wiederholter Kahlschlag würde auch zum Zusammenbruch ganzer Fächer führen.

Stellenstreichungen, so Lüthjes Fazit, seien einfach der falsche Weg. Der Senat sollte die notwendige Entlastung des Haushalts mit einer beschäftigungswirksamen Flexibilisierung der Arbeitszeit verbinden und darüber das Gespräch mit Berufsverbänden und Gewerkschaften suchen. kaj