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Gegen Aids in die Oper

■ Mit Partys, einer Modenschau und der Aktion „Ins Theater gegen Aids“ sammelt „big spender“ Gelder für Aidsprojekte

Big spender, da klingt Shirley Bassey in den Ohren. Auf Leute mit Spendierhosen hat es auch der vor kurzem gegründete Verein „big spender“ abgesehen, der mit Benefizveranstaltungen Gelder für Aids-Projekte beschaffen will. „Aktion statt Resignation“ ist das Credo der Gründer, einer Gruppe von Rechtsanwälten, Ärzten, Journalisten, Künstlern und Veranstaltern. Vorbilder sind Hamburg und München, wo die beiden Partnervereine mit Partys und ungewöhnlichen Aktionen schon sechsstellige Summen zusammenbekommen haben.

In Berlin sollen die Spendengelder zunächst dem Aids-Hospiz Lighthouse zufließen, einem Projekt, das seit fünf Jahren mangels staatlicher Gelder nicht über die Planungsphase hinausgekommen ist. Es soll 20 Plätze für Schwerkranke bieten, die nicht ambulant betreut werden können und auf deren Bedürfnisse hier besser eingegangen werden kann als im Krankenhaus. Um sozialer Isolation entgegenzuwirken, sollen unter einem Dach Geschäfte, ein Café, eine Fachbibliothek und eine Beratungsstelle Platz finden.

Big spender hat eine Reihe vereinzelter Benefizaktionen zusammengebracht, darunter die Initiative „Ins Theater gegen Aids“. In den drei Berliner Opernhäusern finden im Dezember Ausstellungen und Sammelaktionen statt. Im Berliner Ensemble lesen unter anderem am 1. Dezember vier 14jährige SchülerInnen aus „Viren sind nicht wählerisch“ — einem Buch über Safer sex, das in den USA unter Jugendlichen längst zum Bestseller avanciert ist. Andere Theater spenden die Einnahmen eines Spieltages. Einer der Höhepunkte: die Premiere des Broadway-Musicals „Engel in Amerika“ im Deutschen Theater am 18. Dezember.

Auch die big-spender-Gala „Fashion for Aids“ verspricht, ein Highlight zu werden. Zehn Berliner Designer schicken ihre Kreationen auf den Laufsteg. Durch ein umfangreiches Show-Programm führen Desiree Nick und Matthias Frings. Als Special Guest wird Hildegard Knef Gedichte lesen.

Für einen guten Zweck wird am 4. Dezember auch im Metropol gefeiert: die Lifeguard-Party lockt mit zahlreichen Bands und Performance-KünstlerInnen. Charlotte von Mahlsdorf wird bei der Tombola die Glücksfee spielen und das rosa Riesenkondom, das eine Woche lang in Potsdam den Obelisken verhüllte, wird auf Postkartengröße portioniert verkauft. Trotz des Benefiz-Charakters fallen die Eintrittspreise für beide Parties mit 20 beziehungsweise 25 Mark erschwinglich aus.

Für nächstes Jahr planen big spender Berlin, die Rita Süssmuth als Schirmherrin gewinnen konnten, ein sportliches Ereignis der etwas anderen Art: einen Laufwettbewerb, bei dem nicht der Schnellste gewinnt, sondern derjenige, der auf der Strecke am meisten Geld gesammelt hat. Dorothee Winden

big spender, Motzstraße 19,

10777 Berlin

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